Montag, 23. September 2013


21.9. Vicuña Reservat Pampa Galeras - Nazca 91 Km
Standortkoordinaten: S14.82889, W074.93848, Höhe: 600 m

Auf den heutigen Tag freue ich mich schon seit Anfang der Woche. Viel kann ich zum heutigen Tag nicht schreiben, nur soviel: Nach 10 Kilometern liegen die lästigen Auf- und Abfahrten hinter uns. Ab jetzt geht es bis Nazca nur noch bergab, heißt in Zahlen 81 km. Von morgens 4.000 Höhenmeter auf 600 Höhenmeter. 3400 Höhenmeter durchgängig bergab. Was entgegenkommende Radler in 2-3 Tagen bergauf pumpen müssen, rasen wir in 3,5 Stunden herunter. 

Wahnsinn! Es fühlt sich warm in Nazca an. Lästige Plagegeister gibt es jedoch nicht, wir sind in der Wüste. Auf dem Weg sehen wir den Cerro Blanco, mit 1176 Metern vom Grund zur Spitze und 2078 Metern über Null gilt er als die höchste Sanddüne der Welt oder zumindest Südamerikas. 





Da unten befindet sich Nazca
Sanddüne
Sanddüne im Hintergrund

20.09. Puquio - Vicuña Reservat Pampa Galeras 68 km
Standortkoordinaten: S14.66861,W074.40598, Höhe: 4.000 m

Von 3200 auf 4200 Meter. Heute also wieder 1000 Höhenmeter bergaufradeln. Und direkt vor dem Dorf geht es los. Langsam schraubt sich die Straße in die Berge. Bei 3500 Metern über Null dann die Überraschung: es geht bergab. Und so schön das Bergabfahren auch ist, mit jedem Meter, den wir an Höhe verlieren, wissen wir doch, dass wir alles wieder hochstrampeln müssen. 

Bei 3100 Metern über Null sind wir tiefer als wir heute morgen gestartet sind. Die Straße macht eine scharfe Kurve und ab hier geht es nun nur noch bergauf. Der Pass liegt auf 4200 Metern. Das sind Höhen, in die in den europäischen Alpen nur gutkonditionierte Bergsteiger kommen und wir radeln das hier gerade täglich. Einige Kilometer hinter dem Pass können wir in einer einfachen Unterkunft bei der Vicuña Nationalparkverwaltung unterkommen. Die Mitarbeiter des Vicuña Reservats betreuen etwa 6000 Tiere, dementsprechend sind auch Unterkünfte vorhanden.





Übernachtung im Reservat

Sonntag, 22. September 2013


19.9. kurz vor Negro Mayo - Puquio 87 km
Standortkoordinaten: S14.69480, W074.12459, Höhe: 3.245 m

Auf dem Hochplato haben wir trotz der Höhe hervorragend geschlafen. Keine Hunde, Alpakas oder sonst irgendetwas außergewöhnliches. 

Wir starten ohne Rückenwind. 87 km sind es bis Puquio, die wir heute jawohl schaffen sollten. Die ersten Kilometer gehen bergab und dann doch wieder bergauf. Dieses Spielchen spielen wir ungefähr 6 mal. Immer wieder von 4.500 m auf 4.400 m und wieder vorn vorn. Immer wenn wir gerade denken, jetzt muss es das gewesen sein, sehen wir oben angekommen wieder bergab und bergauf.

Puquio liegt auf etwa 3.200 m und wir kommen von unserer aktuellen Höhe von 4.200 m einfach nicht runter. Der Verkehr auf der Straße hält sich in Grenzen, die paar LKWs stören uns nicht, denn wir haben einen Seitenstreifen. 

Und dann endlich bei Kilometer 46 endet die Bergkette und wir radeln tatsächlich bergab. Erst seicht und dann doch serpentinartig bergab. Nach Puquio sind es noch 40 Kilometer. Sollten diese tatsächlich bergab führen? So ist es für heute. Wir erreichen das etwas größere Dörfchen pünktlich zum Mittagessen. Unsere Unterkunft Hostel Josef kann ich mal wieder auf unter 10 Euro bringen und das mit Heißwasser. So schön der Tag heute auch gewesen ist, wird der morgige Tag umso ungemütlicher, denn der nächste Pass auf über 4.000 m erwartet uns. 

Camp auf  4.470 m Höhe
6.30 Uhr, Blick aus dem Schlafsack
Im Hintergrund die schneebedeckten Berge

Puquio in Sicht

18.9. Iscahuaca - kurz vor Negro Mayo 56 km
Standortkoordinaten: S14.62057, W073.67661, Höhe: 4470 m

Nach 10 Stunden Schlaf ist die Nacht zu Ende und weiter gehts. Es kann ja heute nicht mehr allzu schwierig werden, denn der Pass, denn wir erreichen wollen, soll auf 4.300 m liegen. Geplant sind heute 67 Km, schaffen wir die? Es geht auch gleich wieder bergab und ich überlege mir, naja 100 Höhenmeter sind ein Klacks für uns. 

Wir wundern uns, denn es geht nach kurzer Strecke bergab wieder bergauf und wir haben doch schon den Pass von 4.300 m erreicht. So langsam fluche ich.... die Straße geht wieder serpentinartig bergauf. das GPS hört einfach nicht auf, weitere Höhenmeter zu zählen. Das ist bestimmt kaputt. 4.400 m, nein ich will nicht mehr. Eines stimmt mich noch glücklich, die Straße bleibt asphaltiert und das bis Nazca. Aber trotzdem, Peru wird nicht mein "Fahrradland". 

Wir schieben und fahren noch höher. Am Ende sind wir bei 4.549 Höhenmetern angekommen, aber das war es ja wohl für heute. Kurz nach dem Pass treffen wir zwei uns entgegenkommende Radler. Thomas und Paul aus Deutschland. Wir tauschen einige Informationen aus und dann geht es auch schon weiter. Thomas werden wir bestimmt Ende des Jahres in Patagonien treffen, wie alle anderen Fahrradfahrer auch. 

Die nächsten Kilometer bis ins Dorf Pampamarca gehen nur bergab, mit 40 / 50. km/h eine Gaudi. Es ist Mittagszeit und wir finden ein kleines Restaurant. Dann können wir ja nun die restlichen 30 km bis Negro Mayo fahren sage ich zu Simon. Der bremst mich aus und meint, ein Kinderspiel wird das nicht, wir müssen wieder auf einen Pass von 4.500 m und wir befinden uns gerade auf 4.250 m. Der Tag ist für mich gelaufen. Wir schaffen es noch bis zum Pass und etwa 8 km weiter. Der heftige Gegenwind ist so stark, dass wir abwärts auf 4.200 m gerade mal mit 8 km/h vorankommen. Wir finden Gott sei Dank am Straßenrand einen geeigneten Windschutz aus Steinen und wir warten auf die Dunkelheit, um das Zelt aufzubauen. Heute sind wir den ganzen Tag in Höhen über 4000 Meter geradelt und dementsprechend erledigt fühlen wir uns.

Halb zehn in Peru
Der Beweis
Paul & Thomas aus Alemania
Ausblick auf 4.300 m Höhe
Bauernhof auf 4.400 m Höhe



17.9. Chalhuanca - Iscahuaca 45 km
Standortkoordinaten: S14.51831, W073.27587, Höhe: 4200 m

Ausgeschlafen machen wir uns wieder früh morgens auf dem Weg. Laut Recherchen müssen wir wohl heute zelten, denn so auf den nächsten Kilometern kommt laut Karte nichts, na mal sehen. Nach 20 Kilometern erreichen wir Cotaruse, wo wir unser zweites Energie-Frühstück einnehmen. Es gibt Haferflocken mit Müsli und Joghurt. Das brauchen wir auch, denn unsere Fahrt geht auf einen Pass von über 4.000 m. Wann der genau kommt, ist aus unseren Aufzeichnungen nicht ersichtlich. 

Wir fragen nach und man sagt uns, dass der Pass hinter Promesa anfängt, das Dorf ist ca. 10 Kilometer entfernt. Mittags in Promesa angekommen, überlegen wir uns, ob wir vor dem Pass übernachten, oder doch lieber dahinter, denn mein Hintern tut mir das erste mal auf der Reise weh..... nur leider gibt es in Promesa keine Unterkunft. Zelten ist auch schwierig und eine Schule gibt es auch nicht. Das Dorf besteht nur aus 15 Häusern. Also doch die letzten 15 km und 850 Höhenmeter strampeln und schieben.

Aus Promesa wissen wir, dass es in Iscahuaca eine Unterkunft geben soll. Die ersten 2 Kilometer empfinde ich noch nicht anstrengend, aber dann. LKWs überholen uns im Schneckentempo und es geht serpentinartig bergauf. Ab km 3 schiebe ich. Es ist 12.30 Uhr und die Mittagssonne brennt. 

Simon schnappt sich ab Kilometer 5 einen langsamen LKW und hängt sich dran und lässt sich ziehen. Na toll und ich? Ein Pick up hält sofort an und fährt mich prompt 2 Kilometer mitsamt Fahrrad nach oben. Der Fahrer, Carlos aus Arequipa, hält an, als wir Simon eingeholt haben, der sich mittlerweile vom LKW  losgeeist hat. Eigentlich will Carlos uns hochfahren. Wir wollen die letzten 7 Kilometer allerdings aus eigener Kraft schaffen. 

Zum Schluss schenkt Carlos uns noch 3 Grenadinen und ein Küsschen zum Abschied gibt es auch noch. Die letzten Kilometer zum Pass ziehen sich aber unendlich lang. Endlich, um 15.00  erreichen wir das kleine Dorf, mit tatsächlich einer Unterkunft. Die Günstigste, die wir bis jetzt hatten (5,60 €) und eine kleine Terrasse mit Vorgarten gibt es auch noch dazu. Von 2900 auf 4200 Meter, 1300 Höhenmeter schlauchen ganz schön.

Promesa, letzte Ruhepause
da unten liegt Promesa und noch nicht oben angekommen

Ziel erreicht
Terrasse mit Vorgarten
Hostalfront 

16.9. Abancay - Chalhuanca 121 km, Höhe 2.920 m
Standortkoordinaten: S14.29503,W073.24781

6.30 Uhr, es ist warm und wir sitzen auf den Sätteln. Leider müssen wir erstmal 600 Höhenmeter runter. Nach 15 km haben wir die Höhe von 1.840 m erreicht. Es ist wieder wie im Dschungel: Wärme und lästige Sandfliegen. Da loben wir uns doch das Rad fahren auf der Höhe zwischen 3000 und 4000 Metern ohne Mückenstiche. 

Wir fahren flussaufwärts, Kilometer für Kilometer. Rechts und links neben uns die bewaldeten Berge. Noch haben wir Energie und Elan für den heutigen Tag. Mittags kehren wir in ein kleines Restaurant ein. Es gibt wieder Suppe und frittierte Forelle und 1 Liter Coca Cola für insgesamt 2,80 Euro. Gut gestärkt machen wir uns weiter auf den Weg. Wenn wir es nicht schaffen, müssen wir irgendwo zelten und haben Plagegeister die ganze Nacht und das will ich verdammt nicht. Das hat mein Körper die letzten Male genug zu spüren bekommen. 

In den kleinen netten Dörfern am Straßenrand gibt es aber hin und wieder Übernachtungsmöglichkeiten und wir überlegen, ob wir schon einkehren sollen. Aber es sind ja nur noch 50 km. Dann nur noch 40 km und bei 30 km sagen wir uns: „die schaffen wir auch noch.” Nach 100 Kilometern und 20 km vor dem Zielort wünschen wir uns nur noch ein Bett und bestellen dieses beim Universum. Und peng macht es und vor uns steht ein Hotel. Mit 30 Euro pro Zimmer überschreitet es aber leider unser Budget und wir müssen weiterradeln. Obwohl das Anwesen schon sehr gut aussieht so ohne Müll im Vorgarten, mit Blumen und so richtig gepflegt. Völlig untypisch für Peru. 

Nach einer Fahrzeit von 8 Stunden und 6 Minuten haben wir es dann nach durchgehend 85 km bergauf doch noch nach Chalhuanca geschafft. Wir werden auch gleich von ein paar halbstarken Jungen in Empfang genommen. Wir fragen nach, ob sie wissen, wo wir Essen können und umgehend werden wir im Convoy zu einem Restaurant  begleitet. Die Jungs haben Geschmack, denn das war nach über 2 Monaten ein wirklich gutes Abendessen für wenig Geld. Im Dorf sind wir mal wieder eine Attraktion. Hier werden wir sogar Gringa und Gringo genannt, aber auf freundliche Art und Weise. 





15.9. Cusco - Abancay Höhe 2.460 m
Standortkoordinaten: S13.63596, W072.87973

Der Entschluss zur kurzfristigen Routenplanänderung ist gefallen. So langsam geht es mit der Regenzeit in den Bergen los und Peru ist doch wesentlich größer und bergiger als gedacht. Die letzten Abende hat es auch in Cusco bereits angefangen zu regnen. Der neue Weg wird uns in Richtung Küste nach Nazca führen. Dann weiter über Lima nach Huaraz. 

Mit dem heutigen Bustag haben wir schon mal die ersten 3 Tage aufgeholt, denn über die Berge in Richtung Ecuador müssen wir auch noch. Die geplante Busfahrt soll um 7.30 Uhr beginnen. Um 7.45 Uhr ist noch immer kein Bus da. So langsam werden die Peruaner ungeduldig. Auf Nachfrage bei der Agentur heißt es, eine Verspätung von ca. 30 Minuten. Naja, das geht ja noch. Als aber um 8.30 Uhr noch immer kein Bus da ist, sind auch wir langsam ungeduldig, denn wir planen, den Nachmittag noch zu unserer nächsten Unterkunft zu radeln. 

Um 8.45 Uhr wird es wohl nichts mehr mit dem Bus, denn mittlerweile hören wir, dass der Bus kaputt sei. Und was denn nun? Ich reihe mich in die "wütende" Schlange der Peruaner ein und reklamiere unsere Tickets. Es hilft, wir alle bekommen zumindest das Geld zurück. Der wahre Grund ist ein übermüdeter Busfahrer, der keine Passagiere befördern will. Glück gehabt. 

Eine neue Busagentur muss her. Am Busbahnhof klappere ich jede Agentur ab, die nach Abancay fährt. Gesucht, gefunden. Der nächste Bus geht um 10.00 Uhr. Zwar kommt der auch 10 Minuten zu spät, aber dann geht es los. Wird wohl nichts mehr mit unserer Fahrradtour am Nachmittag. Also müssen wir in Abancay übernachten. Das Hotel Imperial können wir noch auf 35 Soles, also 10 Euro herunterhandeln. Dafür müssen wir dann morgen 30 km mehr radeln.

Sonntag, 15. September 2013



14.9. Cusco

Ruhetag 

13.9. Machu Picchu - Cusco

Pünktlich um 8.53 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Die Bahn führt durch ein wunderschönes, sehr enges Tal. Neben den Schienen ein reißender Fluss und überall Urwald. Die Berge rechts und links ragen steil neben den Bahnschienen in die Höhe und in zweiter Reihe ragen eisbedeckte 5000 Meter hohe Gipfel in den Himmel. Eine eindrucksvolle Fahrt. Nach 2 Stunden kommen wir auch schon in Ollantaytambo an und für 3 Euro geht es mit dem Minibus nach Cusco. 

Auch hier scheint wieder ein kleiner Michael Schumacher am Steuer zu sitzen, aber zum Glück geht es über keinen Pass. Alles in allem hat die Fahrt von Machu Picchu bis Cusco dann auch nur 4 Stunden gedauert, was für ein Luxus. Der Rest des Nachmittags wird nur noch ausgeruht, denn uns plagt der Muskelkater vom vielen Treppensteigen in Machu Picchu.

Bahnstation
Zuginnenraum



12.9. Machu Picchu (Alter Berg)

Der Wecker klingelt um 4.00 Uhr. Bewaffnet mit Taschenlampe geht es um 4.30 Uhr zur ersten Brücke und Eingangskontrolle in Richtung Machu Picchu. Wir sind nicht die einzigen Verrückten. Anhand der Taschenlampen sehen wir, wer alles unterwegs ist. Pünktlich zur Öffnung um 5.00 Uhr erreichen wir den ersten Zutrittspunkt. Ticket und Reisepass vorgezeigt und auf geht es in Richtung Eingang Machu Picchu. 

Aguas Calientes liegt auf 2.090 m, Machu Picchu auf 2.430 m und wir wollen den Sonnenaufgang erleben. Wir wandern die steilen Stufen ziemlich schnell hinauf. Wir hätten auch den Bus für 19 US-Dollar nehmen und mit allen anderen Touris hochfahren können, das ist aber nicht dasselbe. Geschafft, um 5.55 Uhr stehen wir am Eingang zum Machu Picchu, klitschenassgeschwitzt. Um 6.00 Uhr öffnen die Tore. Was uns gleich erwartet ist nicht in Worte zu fassen und eigentlich auch nicht im Bild so zu sehen, wie es in der Realität wirkt. 

Die gut erhaltenen Ruinen ruhen auf einer Art Plato umringt von steilen, urwaldbewachsenen Bergen. Das ganze liegt so versteckt in den Bergen, dass es nicht verwunderlich ist, dass die Spanier bei ihrer Eroberung Südamerikas diesen Ort nie entdeckt hatten und Machu Picchu erst 1911 aktenkundig wurde.

Unsere Eintrittskarte beinhaltet nicht nur die Ruinen, sondern noch zusätzlich den Berg Machu Picchu. Wie hoch der ist, wissen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Es erwartet uns ein Aufstieg von 1,5 Stunden mit steilen Stufen. Oben angekommen sind wir auf 3.082 m. Ein fantastischer Ausblick. Gegen Mittag verlassen wir das Gelände und steigen hunderte von Stufen bergab ins Tal. 

Mir graut vor der Rückfahrt. Wir versuchen noch ein Zugticket zu ergattern, denn die Hinfahrt mit dem Minibus war ja zugegebenermaßen doch etwas anstrengend. Die Züge sind meist im Voraus über Wochen ausgebucht. Wir haben Glück und erwischen noch 2 Plätze für den 9.00 Uhr Zug. Zwar nicht direkt bis Cusco, aber zumindest bis zum Ende der schrecklichen Serpentinenstraße in den Ort Ollantaytambo. Es gibt zwei Preistafeln am Bahnhof, eine für die Einheimischen und eine für die Touristen. Wir zahlen pro Person umgerechnet 45 Euro und die Einheimischen 3 Euro. 



Machu Picchu 




So bauten die Inkas

Samstag, 14. September 2013


11.09. Cusco - Machu Picchu

Die Entscheidung ist gefallen, wir wählen die günstigste Variante. Wir machen uns mit unseren gepackten Rucksäcken zu sechst auf den Weg nach Machu Picchu. Um 8.30 Uhr sind wir startklar. Der Fußmarsch zum kleinen Busterminal dauert 30 Minuten. Da wir zu sechst reisen, besteht die Möglichkeit, dass wir auf keine weiteren Leute im Minibus warten müssen, so dass wir schnell loskommen. Und so ist es auch. 3 einheimische (2 Kleinkinder mit Mutti) reisen mit uns und schon ist der Bus fast voll. 

Wir sammeln in Urubamba noch 3 Reisende ein. Die Fahrt führt uns durch viele kleine Ortschaften. Eigentlich ist es eine schöne Fahrt, wenn der Fahrer nicht mit gefühlten 160 durch Ortschaften fährt und so dermaßen überholt, obwohl auf der Gegenfahrbahn uns Autos entgegenkommen. Selbst in Kurven wird überholt. In jeder Kurve und in jeder Ortschaft mit Kirche bekreuzigt sich der Fahrer. Ein Selbstmörder? 

Nach etwa 2 Stunden erreichen wir das heilige Tal der Inkas (Valle Sagrado). Die Fahrt geht nun hoffentlich gemäßigt weiter, denn wir fahren serpentinartige Straßen und müssen auf den Málaga Pass auf 4350 Meter hoch. Pustekuchen, in die Kurven fährt er steil hinein. Uns ist schon schlecht. Von der hinteren Bank hören wir komische Geräusche und der Fahrer fragt, ob die Mama Tüten für die Kinder hat. Dann geht es in Serpentinen den ganzen Weg wieder bergab. Nun fängt auch die Mutter an sich zu übergeben. Der beißende Geruch bringt es noch mehr dazu, dass uns schlecht wird. Der Spuk ist nach 4 Stunden vorbei. Wir kommen in Santa Maria an und steigen alle kreidebleich aus dem Minibus. 

Nach einer halben Stunde Pause und genügend Sauerstoff, geht es mit dem Taxi weiter nach Hydroeléctrica. Die Fahrt dauert gut eine Stunde auf der Schotterpiste. Die Straße ist  in den Abhang gefräst, sehr knapp bemessen, teilweise für nur ein Auto ausgelegt und links geht es steil ins tiefe Tal hinab. Der Fahrer dreht laut die Latinomusik auf und gibt Gas. Heil in Hydroeléctrica angekommen, freuen wir uns nun mit noch etwas wackeligen Knien auf den Fußmarsch. 

Immer an den Bahnschienen entlang durch den Urwald in dem schon die Moskitos und Sandfliegen auf uns warten. Wir erreichen bei Einbruch der Dunkelheit nach 3 Stunden Wanderung das sehr touristische Dorf Aguas Calientes, den Startpunkt für die Wanderung nach Machu Picchu. Insgesamt sind wir somit seit heute Morgen 11 Stunden unterwegs und wir freuen uns jetzt schon zurück auf den harten Fahrradsattel. 

Aguas Calientes ist das Touristischste, was wir in ganz Peru gesehen haben. Souvenirstand neben Souvenirstand, Restaurants mit weißen Tischdecken und Weingläsern, Restaurants und Pizzerias, Musik und Leuchtreklame erinnern fast an Ischgl bei Nacht. Nur liegt das Ganze mitten im Urwald und hat keine Straßenanbindung. Eine Nacht hier im Nobelhotel kostet so viel, wie ein peruanischer Bauer in einem Jahr verdient. Ein Essen im Restaurant würde die peruanische Landbevölkerung einen Monatslohn kosten. 



Auf dem Weg nach Machu Picchu

10.09. Cusco

Planungsstag

9.9. Cusco und Ruinen in der Umgebung

Simon geht es schlecht und ich entschließe mich, mit Indre, eine Radlerin aus Düsseldorf, einen Frauentag zu genießen. Ein Taxi für denTag gebucht und wir besuchen die Ruinen in der Umgebung, 4 Stück an der Zahl. Tambomachay, Pukapukara, Qengo und Saqsayhuaman. Die Ruine Saqsayhuaman ist am  Beeindruckendsten. Es ist ein toller Tag und wir besuchen im Anschluss einen Wochenmarkt, um uns ein leckeres Mittagessen für 1,50 Euro (Suppe und Hauptgang und Getränk) zu gönnen. Und damit wir aus dem Schlemmen nicht rauskommen, gibt es hinterher noch frischgepressten Saft. Am Nachmittag arbeiten wir einen Schlachtplan für die nächsten Tage aus, denn Machu Pichu will ja auch noch besucht werden. 

Aber auf welche Art und Weise wollen wir das machen. Mit dem Fahrrad, mit dem Zug oder mit Minibus und Fußweg? Insgesamt sind wir 8 Radler und es gibt heute ein gemeinsames Abendessen, Nudeln mit Spinat und Käse. 





Blick auf Plaza de Armas

Freitag, 13. September 2013


8.9. Cusco 
Ruhe- und Pausentag



berühmter 12-eckiger Stein


7.9. Urcos - Cusco 49 km
Standortkoordinaten: S13.51877,W071.97384 Höhe 3.400 m

Die Täler, die wir die letzten Tage durchfuhren, waren wunderschön. Hätten die einfachen Hütten der kleinen Bauernhöfe keine Wellblechdächer, könnten wir auch durch das europäische Mittelalter radeln. Ochsen ziehen auf den kleinen Feldern einen Pflug, Lehmziegel werden von Hand hergestellt und liegen neben der Straße zum Trocknen und immer wieder kleine Herden von Schafen und Kühen, die von Schäfern beaufsichtigt werden. Armut soweit das Auge reicht. 

Aber auch sehr viel Müll. Der Westen hat den Leuten hier so praktische Dinge wie Plastiktüten und PET-Flaschen gebracht, aber keiner hat ihnen gesagt, wie sie das Zeug wieder loswerden. Verrotten tut es zumindest nicht neben der Straße.

Bis zu unseren Ruhetagen liegen nur noch 49 KM, aber wir müssen wieder auf 3.400 m hoch. Die Frage ist nur, wann kommt die Steigung? Es geht weiterhin bergab, Kilometer für Kilometer. Alles was wir runterfahren, müssen wir auch wieder hinauffahren. Nix, keine Steigung, alles flach und ebenerdig. KM 25, das kann doch nicht sein, wann geht es endlich bergauf. Ich habe keine Lust, die 300 Höhenmeter auf den letzten Kilometern abzureissen... Aber so kommt es leider. 

Wir sehen Cusco vor uns und noch immer nix.... Jetzt, etwa 9 Kilometer vorher dürfen wir uns noch einmal so richtig ins Zeug legen. Mann o Mann, das brauchen wir wirklich nicht. Wir "graben" uns durch den Smog und durch die chaotischen Autofahrer von Cusco und suchen das Guesthouse Estrellita, welches die inoffizielle Radlerherberge von Cusco ist. Im Guesthouse treffen wir weitere Fahrradfahrer. Bislang waren wir immer die ältesten die unterwegs waren. Dies ändert sich ab heute schlagartig. Und wieder alles Radler, die von Nord nach Süd fahren. Das Guesthouse besitzt einen kleinen Innenhof mit Sitzgelegenheit, Küche, Wifi und natürlich warmer Dusche. Hier bleiben wir erstmal. 

Innenhof unseres Guesthouses
Cusco hat auch seine Vorteile
Übergroßer Keks
Bald sind wir da...

Mittwoch, 11. September 2013


6.9. Aguas Calientes - Urcos 124 km
Standortkoordinaten: S13.68865, W071.62518, Höhe: 3160 m

Mal wieder sind wir morgens um 5.30 Uhr wach. Liegt es an der peruanischen Luft? Draußen ist es bitterkalt, aber das stört uns nicht, denn wir haben die heißen Bäder für uns alleine. Die Nebelschwaden und die Berge versammeln sich ringsherum. Es ist ein traumhaftes Flair, was wir heute morgen genießen dürfen. Die 40 und 50 Grad heißen Bäder geben uns Kraft für den heutigen Tag.

Wir könnten es bis Cusco in zwei Tagen schaffen. Es sind noch ca. 170 km. Der Tag beginnt für uns nach dem entspannten Bad um 7.30 Uhr. Was jetzt kommt, ist für uns ein Kinderspiel. Wir ziehen Windjacke, Fleecehandschuhe und Mütze an und ab geht's. Die nächsten KM sind reine Abfahrt, kaum ein Meter bergauf. Wir kommen tiefer und tiefer. Die vielen Dörfer die wir streifen, nehmen wir kaum wahr, denn wir sind schnell unterwegs. Kein Wunder, denn alles was jetzt kommt, liegt tiefer als 4.000 m. 

Nach 30 km die erste Pause. Es wird wärmer. Die Luft zum atmen ist viel angenehmer und was das Schönste ist, ich kann durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Man, habe ich das lange nicht mehr gehabt. Weiter geht's. KM 60 und 70 sind angebrochen. Wir erreichen unsere Mittagsstation, ein kleines Dorf. Es gibt frittierten Käse und Fisch und dazu natürlich wie immer: Reis. Die Überlegung für heute, weiterfahren, oder irgendwo eine Unterkunft suchen? Es ist noch zu früh. Wir wollen unseren Tagesrekord der Reise versuchen zu knacken. Auf den letzten 15 km mache ich fast schlapp. Obwohl es fast nur bergab geht, haben wir heftigen Gegenwind. Aber da müssen wir nun durch. 

Urcos liegt auf der Höhe von 3.100 m. Puls normal, Atmung normal. Wir können sogar die Räder vollbepackt bergauf richtig schieben ohne außer Atem zu kommen, tolles Gefühl. Die gesuchte Unterkunft Hostal El Amigo liegt gleich neben der Polizeistation. Wir schauen uns das Zimmer an und als wir den Preis erfragen, möchte der nette Besitzer 17 Euro haben. Er zählt uns die Serviceleistungen seines Hostals auf: Wifi, heiße Dusche 24 Stunden, TV und Elektrizität. Das ist wirklich alles in allem Luxus. Aber das ist uns zu teuer. Wir verhandeln den Zimmerpreis auf 12 Euro.

Das Bad am Morgen








Bitte nicht hinter der Kurve....