Sonntag, 22. September 2013


19.9. kurz vor Negro Mayo - Puquio 87 km
Standortkoordinaten: S14.69480, W074.12459, Höhe: 3.245 m

Auf dem Hochplato haben wir trotz der Höhe hervorragend geschlafen. Keine Hunde, Alpakas oder sonst irgendetwas außergewöhnliches. 

Wir starten ohne Rückenwind. 87 km sind es bis Puquio, die wir heute jawohl schaffen sollten. Die ersten Kilometer gehen bergab und dann doch wieder bergauf. Dieses Spielchen spielen wir ungefähr 6 mal. Immer wieder von 4.500 m auf 4.400 m und wieder vorn vorn. Immer wenn wir gerade denken, jetzt muss es das gewesen sein, sehen wir oben angekommen wieder bergab und bergauf.

Puquio liegt auf etwa 3.200 m und wir kommen von unserer aktuellen Höhe von 4.200 m einfach nicht runter. Der Verkehr auf der Straße hält sich in Grenzen, die paar LKWs stören uns nicht, denn wir haben einen Seitenstreifen. 

Und dann endlich bei Kilometer 46 endet die Bergkette und wir radeln tatsächlich bergab. Erst seicht und dann doch serpentinartig bergab. Nach Puquio sind es noch 40 Kilometer. Sollten diese tatsächlich bergab führen? So ist es für heute. Wir erreichen das etwas größere Dörfchen pünktlich zum Mittagessen. Unsere Unterkunft Hostel Josef kann ich mal wieder auf unter 10 Euro bringen und das mit Heißwasser. So schön der Tag heute auch gewesen ist, wird der morgige Tag umso ungemütlicher, denn der nächste Pass auf über 4.000 m erwartet uns. 

Camp auf  4.470 m Höhe
6.30 Uhr, Blick aus dem Schlafsack
Im Hintergrund die schneebedeckten Berge

Puquio in Sicht

18.9. Iscahuaca - kurz vor Negro Mayo 56 km
Standortkoordinaten: S14.62057, W073.67661, Höhe: 4470 m

Nach 10 Stunden Schlaf ist die Nacht zu Ende und weiter gehts. Es kann ja heute nicht mehr allzu schwierig werden, denn der Pass, denn wir erreichen wollen, soll auf 4.300 m liegen. Geplant sind heute 67 Km, schaffen wir die? Es geht auch gleich wieder bergab und ich überlege mir, naja 100 Höhenmeter sind ein Klacks für uns. 

Wir wundern uns, denn es geht nach kurzer Strecke bergab wieder bergauf und wir haben doch schon den Pass von 4.300 m erreicht. So langsam fluche ich.... die Straße geht wieder serpentinartig bergauf. das GPS hört einfach nicht auf, weitere Höhenmeter zu zählen. Das ist bestimmt kaputt. 4.400 m, nein ich will nicht mehr. Eines stimmt mich noch glücklich, die Straße bleibt asphaltiert und das bis Nazca. Aber trotzdem, Peru wird nicht mein "Fahrradland". 

Wir schieben und fahren noch höher. Am Ende sind wir bei 4.549 Höhenmetern angekommen, aber das war es ja wohl für heute. Kurz nach dem Pass treffen wir zwei uns entgegenkommende Radler. Thomas und Paul aus Deutschland. Wir tauschen einige Informationen aus und dann geht es auch schon weiter. Thomas werden wir bestimmt Ende des Jahres in Patagonien treffen, wie alle anderen Fahrradfahrer auch. 

Die nächsten Kilometer bis ins Dorf Pampamarca gehen nur bergab, mit 40 / 50. km/h eine Gaudi. Es ist Mittagszeit und wir finden ein kleines Restaurant. Dann können wir ja nun die restlichen 30 km bis Negro Mayo fahren sage ich zu Simon. Der bremst mich aus und meint, ein Kinderspiel wird das nicht, wir müssen wieder auf einen Pass von 4.500 m und wir befinden uns gerade auf 4.250 m. Der Tag ist für mich gelaufen. Wir schaffen es noch bis zum Pass und etwa 8 km weiter. Der heftige Gegenwind ist so stark, dass wir abwärts auf 4.200 m gerade mal mit 8 km/h vorankommen. Wir finden Gott sei Dank am Straßenrand einen geeigneten Windschutz aus Steinen und wir warten auf die Dunkelheit, um das Zelt aufzubauen. Heute sind wir den ganzen Tag in Höhen über 4000 Meter geradelt und dementsprechend erledigt fühlen wir uns.

Halb zehn in Peru
Der Beweis
Paul & Thomas aus Alemania
Ausblick auf 4.300 m Höhe
Bauernhof auf 4.400 m Höhe



17.9. Chalhuanca - Iscahuaca 45 km
Standortkoordinaten: S14.51831, W073.27587, Höhe: 4200 m

Ausgeschlafen machen wir uns wieder früh morgens auf dem Weg. Laut Recherchen müssen wir wohl heute zelten, denn so auf den nächsten Kilometern kommt laut Karte nichts, na mal sehen. Nach 20 Kilometern erreichen wir Cotaruse, wo wir unser zweites Energie-Frühstück einnehmen. Es gibt Haferflocken mit Müsli und Joghurt. Das brauchen wir auch, denn unsere Fahrt geht auf einen Pass von über 4.000 m. Wann der genau kommt, ist aus unseren Aufzeichnungen nicht ersichtlich. 

Wir fragen nach und man sagt uns, dass der Pass hinter Promesa anfängt, das Dorf ist ca. 10 Kilometer entfernt. Mittags in Promesa angekommen, überlegen wir uns, ob wir vor dem Pass übernachten, oder doch lieber dahinter, denn mein Hintern tut mir das erste mal auf der Reise weh..... nur leider gibt es in Promesa keine Unterkunft. Zelten ist auch schwierig und eine Schule gibt es auch nicht. Das Dorf besteht nur aus 15 Häusern. Also doch die letzten 15 km und 850 Höhenmeter strampeln und schieben.

Aus Promesa wissen wir, dass es in Iscahuaca eine Unterkunft geben soll. Die ersten 2 Kilometer empfinde ich noch nicht anstrengend, aber dann. LKWs überholen uns im Schneckentempo und es geht serpentinartig bergauf. Ab km 3 schiebe ich. Es ist 12.30 Uhr und die Mittagssonne brennt. 

Simon schnappt sich ab Kilometer 5 einen langsamen LKW und hängt sich dran und lässt sich ziehen. Na toll und ich? Ein Pick up hält sofort an und fährt mich prompt 2 Kilometer mitsamt Fahrrad nach oben. Der Fahrer, Carlos aus Arequipa, hält an, als wir Simon eingeholt haben, der sich mittlerweile vom LKW  losgeeist hat. Eigentlich will Carlos uns hochfahren. Wir wollen die letzten 7 Kilometer allerdings aus eigener Kraft schaffen. 

Zum Schluss schenkt Carlos uns noch 3 Grenadinen und ein Küsschen zum Abschied gibt es auch noch. Die letzten Kilometer zum Pass ziehen sich aber unendlich lang. Endlich, um 15.00  erreichen wir das kleine Dorf, mit tatsächlich einer Unterkunft. Die Günstigste, die wir bis jetzt hatten (5,60 €) und eine kleine Terrasse mit Vorgarten gibt es auch noch dazu. Von 2900 auf 4200 Meter, 1300 Höhenmeter schlauchen ganz schön.

Promesa, letzte Ruhepause
da unten liegt Promesa und noch nicht oben angekommen

Ziel erreicht
Terrasse mit Vorgarten
Hostalfront 

16.9. Abancay - Chalhuanca 121 km, Höhe 2.920 m
Standortkoordinaten: S14.29503,W073.24781

6.30 Uhr, es ist warm und wir sitzen auf den Sätteln. Leider müssen wir erstmal 600 Höhenmeter runter. Nach 15 km haben wir die Höhe von 1.840 m erreicht. Es ist wieder wie im Dschungel: Wärme und lästige Sandfliegen. Da loben wir uns doch das Rad fahren auf der Höhe zwischen 3000 und 4000 Metern ohne Mückenstiche. 

Wir fahren flussaufwärts, Kilometer für Kilometer. Rechts und links neben uns die bewaldeten Berge. Noch haben wir Energie und Elan für den heutigen Tag. Mittags kehren wir in ein kleines Restaurant ein. Es gibt wieder Suppe und frittierte Forelle und 1 Liter Coca Cola für insgesamt 2,80 Euro. Gut gestärkt machen wir uns weiter auf den Weg. Wenn wir es nicht schaffen, müssen wir irgendwo zelten und haben Plagegeister die ganze Nacht und das will ich verdammt nicht. Das hat mein Körper die letzten Male genug zu spüren bekommen. 

In den kleinen netten Dörfern am Straßenrand gibt es aber hin und wieder Übernachtungsmöglichkeiten und wir überlegen, ob wir schon einkehren sollen. Aber es sind ja nur noch 50 km. Dann nur noch 40 km und bei 30 km sagen wir uns: „die schaffen wir auch noch.” Nach 100 Kilometern und 20 km vor dem Zielort wünschen wir uns nur noch ein Bett und bestellen dieses beim Universum. Und peng macht es und vor uns steht ein Hotel. Mit 30 Euro pro Zimmer überschreitet es aber leider unser Budget und wir müssen weiterradeln. Obwohl das Anwesen schon sehr gut aussieht so ohne Müll im Vorgarten, mit Blumen und so richtig gepflegt. Völlig untypisch für Peru. 

Nach einer Fahrzeit von 8 Stunden und 6 Minuten haben wir es dann nach durchgehend 85 km bergauf doch noch nach Chalhuanca geschafft. Wir werden auch gleich von ein paar halbstarken Jungen in Empfang genommen. Wir fragen nach, ob sie wissen, wo wir Essen können und umgehend werden wir im Convoy zu einem Restaurant  begleitet. Die Jungs haben Geschmack, denn das war nach über 2 Monaten ein wirklich gutes Abendessen für wenig Geld. Im Dorf sind wir mal wieder eine Attraktion. Hier werden wir sogar Gringa und Gringo genannt, aber auf freundliche Art und Weise. 





15.9. Cusco - Abancay Höhe 2.460 m
Standortkoordinaten: S13.63596, W072.87973

Der Entschluss zur kurzfristigen Routenplanänderung ist gefallen. So langsam geht es mit der Regenzeit in den Bergen los und Peru ist doch wesentlich größer und bergiger als gedacht. Die letzten Abende hat es auch in Cusco bereits angefangen zu regnen. Der neue Weg wird uns in Richtung Küste nach Nazca führen. Dann weiter über Lima nach Huaraz. 

Mit dem heutigen Bustag haben wir schon mal die ersten 3 Tage aufgeholt, denn über die Berge in Richtung Ecuador müssen wir auch noch. Die geplante Busfahrt soll um 7.30 Uhr beginnen. Um 7.45 Uhr ist noch immer kein Bus da. So langsam werden die Peruaner ungeduldig. Auf Nachfrage bei der Agentur heißt es, eine Verspätung von ca. 30 Minuten. Naja, das geht ja noch. Als aber um 8.30 Uhr noch immer kein Bus da ist, sind auch wir langsam ungeduldig, denn wir planen, den Nachmittag noch zu unserer nächsten Unterkunft zu radeln. 

Um 8.45 Uhr wird es wohl nichts mehr mit dem Bus, denn mittlerweile hören wir, dass der Bus kaputt sei. Und was denn nun? Ich reihe mich in die "wütende" Schlange der Peruaner ein und reklamiere unsere Tickets. Es hilft, wir alle bekommen zumindest das Geld zurück. Der wahre Grund ist ein übermüdeter Busfahrer, der keine Passagiere befördern will. Glück gehabt. 

Eine neue Busagentur muss her. Am Busbahnhof klappere ich jede Agentur ab, die nach Abancay fährt. Gesucht, gefunden. Der nächste Bus geht um 10.00 Uhr. Zwar kommt der auch 10 Minuten zu spät, aber dann geht es los. Wird wohl nichts mehr mit unserer Fahrradtour am Nachmittag. Also müssen wir in Abancay übernachten. Das Hotel Imperial können wir noch auf 35 Soles, also 10 Euro herunterhandeln. Dafür müssen wir dann morgen 30 km mehr radeln.