Samstag, 4. Januar 2014

03.01. Trevelín (Argentinien) - Futaleufú (Chile) 51 km
Standortkoordinaten: S43.18462, W071.86096

Wir stehen etwas eher auf, da wir doch einiges an Kilometern auf Schotter fahren müssen und der Weg führt uns heute zum Pass Futaleufú auf die chilenische Seite. Leider Richtung Westen und damit für uns Gegen den Wind. Trotz der zeitweise ziemlich ätzenden Straße zeigt mein Tacho zwischendurch sogar auch mal 15 km/h an, wow ist das ein Gefühl und das bei Gegenwind und kleiner Bergabstrecke. Da freue ich mich auf jede 500 geschafften Meter. 

Heute sind es nur einige Autos die in Richtung Grenze nach Chile wollen, rundum ein entspannter Verkehr für uns. Auch heute ziehen wir uns warm an und die Fleecehandschuhe kommen so richtig zum Einsatz. Bei km 30 bleibt Simon abrupt stehen und braucht dringend die Luftpumpe, na super mitten im Nirgendwo und es ist schweinekalt. In 500 m kommt ein klitzekleines Dorf namens Los Cipreses, mit einem windgeschütztes Plätzchen. Dort verbringen wir unsere Mittagspause und essen unsere letzten Vorräte auf, denn die Chilenen sind nicht sehr erfreut, wenn Lebensmittel in ihr Land gelangen. Wir pumpen Luft in Simons Hinterreifen und hoffen, dass er noch bis Futaleufú durchhält. 

Die Ausreise aus Argentinien ist schnell erledigt und kurz dahinter im chilenischen Grenzhäuschen werden unsere Radtaschen auf Lebensmittel durchsucht. Unser Müsli und die Kekse dürfen wir behalten. Was sehe ich: Asphalt! Direkt ab der Grenze und damit für heute die letzten 10 km bis nach Futaleufú. In der kleinen Touristeninformation stellen wir die üblichen Fragen: gibt es einen Supermarkt, wo ist der nächste Campingplatz und die Tankstelle? Bei Frage Nummer 3 bekomme ich zu hören, dass es hier keine Tankstelle gibt. Etwa 1,5 Stunden weiter in Palena wäre eine. Heißt für uns Fahrradfahrer 1,5 Radtage in dem Fall. Und wo tanken die Bewohner hier frage ich die nette Señora? Die Futaleufúaner (oder wie heißen die?) tanken im argentinischen Trevelín. Mist, da kommen wir gerade her. Wir können nicht kochen, unser Benzin ist leer. Dann hilft nur ein späterer Besuch in einem Eisenwarenladen, der erst in 2 Stunden öffnet. Auf dem Campingplatz Laguna Espejo dürfen wir aber die Küche benutzen und machen es uns dort windgeschützt gemütlich.





zelten in der Küche

02.01. Lago Rivadavia - Trevelín 80 km
Standortkoordinaten: S43.09248, W071.45909 Höhe 390 m

Unser Rhythmus hat sich seit Ecuador und Kolumbien geändert. Wir schlafen regelrecht aus, denn die Tage sind hier irgendwie länger und es bleibt bis 22.00 Uhr hell. Die Nacht war schön ruhig, aber sehr regnerisch. 

Zur Fahrt ziehen wir heute unsere warme Ski-Unterwäsche, Handschuhe und Mütze an, denn ohne Sonne und Wind ist es doch recht frisch. Mehr als 9 Grad zeigt das Thermometer nicht. Und das ist der patagonische Sommer? Wir kommen sehr gut voran und irgendwann kommt dann doch die Sonne zum Vorschein. Also gibt es den Sommer doch irgendwie. Der Nationalpark Los Alerces mit seinen kleinen und großen Seen ist wunderschön, da stört es mich auch gar nicht, dass wir auf Schotter fahren. 

Kurz hinter dem Nationalpark dürfen wir auf Asphalt die letzten 35 km abradeln. Der Wind ist heute mit uns und am Nachmittag erreichen wir das kleine niedliche Dorf Trevelín mit meinem mittlerweile Lieblingssupermarkt La Anomina. Wir campen heute bei Nestor, einem argentinischen Amateur-Radrennfahrer, zwar nicht kostenlos aber dafür mit heißer Dusche und wir sind allein auf dem netten Campingplatz.

Zelten mit Mäuseplage



01.01. Lago El Epuyen - Lago Rivadavia 82 km
Standortkoordinaten: S42.66557, W071.67490 Höhe 535 m

Wir wünschen allen ein frohes neues Jahr. 

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir verbringen nun schon die achte Nacht in Folge auf einem Campingplatz ohne Ruhestörungen. Und das in Argentinien und dazu noch in der Hochsaison. Unglaublich, haben doch die Südamerikaner und besonders die Argentinier ein ganz anderes Lärmempfinden als wir und eine ganz andere Einstellung zur Privatsphäre. 

Herrlich ist auch der Verkehr hier in Patagonien. Ganz anders als in der argentinischen Pampa, die wir vor sieben Monaten durchfuhren. Gestern hatte uns zum Beispiel auf 42 Kilometern nur ein einziger Lastwagen überholt und die Autos halten zumindest einigermaßen Abstand. Die Bremsen hier sogar ab, wenn sie sehen, dass es knapp wird. Sensationell! 

Der Morgen beginnt sonnig, aber windig. Auch wenn ich mich wiederhole, die Landschaft ist herrlich. Schon komisch, die Berge wurden in den letzten Tagen mit Neuschnee versehen. In Peru waren die Berge auf 4.500 m Höhe nicht einmal mit Schnee bedeckt. Nach 51 km kurz hinter Cholila hört der Asphalt auf und wir dürfen endlich Schotterstraße fahren. Nach weiteren 7 km bleibt Simon stehen und kann nicht weiterfahren, denn sein Hinterrad ist platt. Das fehlt uns jetzt auch noch. Der Reifen wird ausgebaut. Wir finden das Loch nicht. Wasser haben wir auch keines um zu prüfen, an welcher Stelle das Loch ist. Improvisieren ist angesagt. Wir müssen unseren Tee opfern. Auf den letzten 30 km werden wir schon nicht verdursten. 

Nach etwa einer halben Stunde ist alles wieder paletti und wir wollen gerade weiterfahren, da kommt uns ein argentinischer Radfahrer aus Buenos Aires entgegen, der ein wenig sein Land unsicher macht. Von ihm erfahren wir auch, dass wir im Nationalpark zelten können. Der Gegenwind hält sich heute in Grenzen, trotzdem kommen wir ziemlich k.o. auf dem Campingplatz an. 

Auf Schotterstraße ist es doch nochmal anstrengender und durch das ganze Auf und Ab sind es dann heute auch über 1500 Höhenmeter. Das Zelt müssen wir in einer kleinen Schutzmauer aufbauen, denn der Nationalpark Los Alerces wird gerade von einer Mäuseplage heimgesucht und die kleinen Nager verbreiten fröhlich den gefährlichen Hantavirus. 





Plattfuß