Samstag, 21. Dezember 2013

19.12. Natagaima - Melgar 104 km
Standortkoordinaten: N04.20428, W074.64430, Höhe: 350 m

Die Bananenstauden und die Palmen passen nicht ganz ins Bild, ansonsten könnte man denken, wir radeln durch Niedersachsen. Schöner Standstreifen neben der Landstraße, eingezäuntes Weide- und Ackerland, am Horizont ein paar grüne Hügel.

Dieser Streckenabschnitt gefällt mir sehr: Wir kommen wieder an unzähligen Obstständen vorbei. Dann kommen Souvenirstände in Sicht. Die Hüte haben es Simon besonders angetan, wir wollten schon einen mitnehmen. Dann wieder etwa 20 km weiter haben wir es mit einer Vielzahl Restaurants mit Spanferkeln zu tun, die weihnachtlich geschmückt sind. Alles was das Herz begehrt, verhungern und verdursten tun wir heute nicht. 

Mittlerweile können wir uns aussuchen, wo wir übernachten, denn wir können die vielen Hotels nicht mehr zählen, die entweder direkt an der Straße oder im angrenzenden Dorf gelegen sind. Wir fragen uns, wer verbringt hier seine Ferien? Kommen wirklich so viele Touristen hierher? Ja, die Frage konnte man uns schnell beantworten. Da Bogotá auf 2650 m liegt, sind die Hotels bis zur Tatacoawüste am Wochenende und während der Feiertage sehr gut besucht. Die Bogoteños wollen sich in der Sonne aufwärmen. 

Bevor wir die nächsten zwei Tage wieder richtig heraufstrampeln müssen, fahren wir soweit es heute geht. Aber nach über 100 km ist die Luft raus. Das Dorf Melgar liegt vor uns und ist für die Bogoteños ein kleines Touristendorf. Wir finden recht schnell eine günstige Unterkunft mit Pool, der Preis lässt sich auch noch verhandeln da keine Wochenende ist. Später merken wir allerdings, dass der Hausherr Enten besitzt und diese frei herumlaufen und auch im Pool schwimmen. Mist, der Sprung in den Pool muss doch ausfallen. 

Die letzten zwei Nächte on the Road in Kolumbien sind angebrochen. Am 21.12 erreichen wir voraussichtlich Bogotá.

Kaffeepause




18.12. Tatacoawüste - Natagaima 65 km
Standortkoordinaten: N03.62790, W075.09457, Höhe: 300m

Pünktlich um 7 Uhr steht das gesattelte Pferd bereit. Ich habe mich gestern Abend entschlossen, einen einstündigen Reitausflug durch die Tatacoawüste mit José, dem Besitzer der Pferde, zu unternehmen. Es ist jetzt schon sehr warm. Es ist schön, mal nicht selber zu laufen oder Rad zu fahren. Um 8 Uhr zum Frühstück bin ich wieder zurück, das war herrlich. 

Bevor es wieder auf unsere eigenen Sättel geht, müssen wir nochmal in den Swimmingpool springen. Können wir den nicht mitnehmen? Um jetzt wieder auf die Hauptstraße zu gelangen, gibt es zwei Wege: wieder 90 km zurück nach Neiva wo wir hergekommen sind oder irgendwie den Fluss überqueren. Im Vorort der Tatacoawüste gibt es aber die Möglichkeit mit Kanus den Fluss zu überqueren. Der Anleger an dem die Kanus abfahren, ist schon als Fußgänger schwer zu erreichen. Wir schaffen es aber doch irgendwie die Räder in die Kanus zu bekommen. Ich handele noch einen Preis für uns aus und schwups sind wir innerhalb von 10 Minuten auf der anderen Flussseite. Dann einen kleiner Trampelpfad Richtung Aipe, dem Dorf an der Hauptstraße. Doch vorher müssen wir noch über zwei sehr marode Fussgängerbrücken. Zu zweit hiefen wir die Räder langsam über die erste Brücke. Ein junger Mann kommt uns entgegen und ich frage ihn vorsichtshalber, ob das der Weg in Richtung Aipe sei. Ja, das sei der Weg und die zweite Brücke, die noch kommt, ist viel gefährlicher. Na, was uns da wohl erwartet? Die nächste Brücke besteht aus kaum noch vorhandenen Holzbrettern. Der Abstand zwischen den Planken ist auch gut und gern 1,5 Meter. Und das mit Rädern. 

Das erste Stück schaffen Simon und ich nach und nach, dann helfen uns 2 sehr nette Arbeiter, die gerade zufällig auch rüber müssen, so tragen wir zu viert ein Rad über die Brücke. Der Strom des Rio Magdalena ist an dieser Stelle ziemlich stark und es geht etwa 2 Meter in die Tiefe. Reinfallen: nein danke! Auf diesen Schreck genehmigen wir uns im Dorf erstmal einen leckeren frischgepressten Lulosaft. Lulo ist eine von vielen leckeren Früchten hier, die es in Deutschland eher nicht zu kaufen gibt. Sehr erfrischend. 

In jedem Dorf, in dem wir vorbeikommen, trinken wir, was das Zeug hält, denn das Thermometer zeigt schon 40 Grad an. Auch das Lieblingsgetränk der Kolumbianer, Zuckerrohrsaft ist sehr lecker.

Das kleine Dorf Natagaima erreichen wir am Nachmittag. Die Unterkünfte hier sind eher Bretterbuden, Dunkelkammern oder Motels. Aber wie jedes größere Dorf gibt es eine Tankstelle und die hat auch diesmal ein Zimmer für uns. Zwar nicht so schön wie sonst an den Tankstellen aber mit eigenem Bad und das Zimmer ist nach hinten raus.




Transport der Räder
Brücke 1
Brücke 2

Öffentliche Verkehrsmittel zwischen den Dörfern

17.12. Neiva -Tatacoawüste 47 km
Standortkoordinaten: N03.23582, W075.16451, Höhe: 450m

Den Abzweiger zur Tatacoawüste finden wir recht schnell. Es geht asphaltiert quer ins Landesinnere. Hier herrscht kein Verkehr. Die Landschaft wird langsam karger und karger und wie soll es auch in einer Wüste sein, wärmer und wärmer. Um 10 Uhr misst mein Thermometer 35 grad, uff und wir schwitzen was das Zeug hält. Die Landschaft ist hügelig. Wir benötigen doch fast 4 Stunden, bis wir in der Wüste sind. 

Am Observatorium sehen wir Fahrradfahrer, dass können nur Gringos sein. Drei an der Zahl. Weitere drei sind mit dem Moped unterwegs. Wieder sind alle Nationen vertreten. Es ist mittlerweile so heiß, dass wir eine Pause einlegen. Wir werden die Nacht heute nicht im Zelt in der Wüste verbringen, sondern suchen uns eine von den Holzhütten der ganz einfachen Anlage mit dem verheissungsvollen Namen Noche del Saturno. Mit kleinem Swimmingpool - denn die Abkühlung brauchen wir heute. 

Simon hat vor einigen Tagen noch so herumgetüftelt, dass er ohne Vorderradtaschen fahren will. Das Gepäck ist auch gut verstaut und wie der Zufall es will, verkauft Simon seine Vorderradtaschen mitten in der Tatacoawüste an Michael aus Bayern, der mit dem Moped unterwegs ist. Am späten Nachmittag treffen wir ein Ehepaar aus Münster, das mit seinem Unimok Wohnmobil seit 18 Monaten durch Südamerika tourt.

Die Rinder sind echt

Tatacoawüste 



Bayerntruppe
16.12. kurz vor Hobo - Neiva 46 km
Standortkoordinaten: N02.92899, W075.28812 Höhe: 435 m

Das war mal wieder eine sehr ruhige Nacht. Es wird immer wärmer, von Tag zu Tag und hier ist noch Winter. Wir folgen dem River Rio Magdalena Kilometer für Kilometer. Für uns geht es immer noch stetig bergab. Früh erreichen wir Neiva, eine Großstadt. Wir könnten eigentlich weiterfahren, aber wir wissen noch nicht, wie wir genau zur Tatacoawüste kommen und da wollen wir morgen hin. Wifi muss her. Die Stadt bietet alles, was das Herz begehrt, Supermärkte, Cafés, tolle Bäckereien. Also bleiben wir.



Typische Truckerunterkunft an einer Tankstelle