Freitag, 6. Dezember 2013

05.12. Mocoa

Ruhetag heißt: Wäscherei aufsuchen, Frisör für Simon, Etappen der nächsten Tage planen und die Beine schonen.
04.12. Sibundoy - Mocoa, Trampolin de la Muerte 85 km
Standortkoordinaten: N01.14575, W076.64713 Höhe: 615 m

Um 5:45 Uhr sitzen wir im Sattel. Wir benötigen noch dringend Wasser und wollten filtern, nur sieht das Wasser aus der Leitung nicht gerade gesund aus. Um die Uhrzeit hat noch kein Geschäft in Sibundoy geöffnet. Wir versuchen es im nächsten Dorf San Francisco und juhu die letzte Tienda hat tatsächlich geöffnet und wir bekommen Wasser. Die Flaschen sind gefüllt, sechs Bananen, eine gute Tafel Schokolade (nicht leicht zu bekommen in Kolumbien) und ein paar Brötchen sind eingepackt. Nun kann es losgehen. Einige Truckerfahrer halten uns noch davon ab, denn die Herren können es nicht glauben, dass wir seit 6 Monaten mit dem Rad unterwegs sind und das mit dem Gepäck. Uns wird noch Mut für die bevorstehende Strecke zugesprochen und wenn wir Trinkwasser benötigen, wären wohl genügend Wasserfälle auf dem Weg sagt man uns und dann dürfen wir los. 

Nun hört auch endlich der störende Asphalt auf und im Gegenzug beginnt die Steigung. Erster Gang und Schotterpiste, na toll. Nach 2 Stunden und 618 Höhenmeter sind wir vorerst am ersten Pass angekommen und es ist noch trocken, Halleluja. 

Dann dürfen wir wieder herunter, das haben Berge leider so an sich. Der Regen setzt langsam ein und die Regenjacke muss her. Nun wird es auch noch glitschig. Die Temperatur ist auch mittlerweile auf 10 Grad gesunken. Zwischendurch taucht ein kleines Restaurant (Stichwort Bretterbude) auf und wir wärmen uns am Kaffee und hoffen, dass der starke Regen weniger wird. Lange können wir keine Pause machen, sonst schaffen wir es nichtmehr im Hellen nach Mocoa. 

Nach einigen Kilometern kommt uns ein australischer Motorradfahrer mit seiner vollgepackten BMW Enduro entgegen, hält an und fragt uns wie weit denn das noch so weitergehe mit dem schlechten Straßenzustand? Und ich denke nur, du hast ja gut reden auf deinem Motorrad: Junge, mach das mal mit 'nem Fahrrad! 

Völlig durchnässt gelangen wir nach 50 km am Pass an. Zum Glück gibt es wieder eine Bretterbude (Stichwort: Restaurant). Der Kaffee schmeckt etwas rauchig, wird schließlich auf dem offenen Feuer zubereitet. Und da es hier ständig regnet ist das Holz auch ständig nass, das Feuer ständig am qualmen und die Bude ständig im Rauch. Aber egal, wir sitzen im Trockenen. Ich muss jetzt nicht erwähnen, dass es gerade anfängt zu gewittern. Und auf die Frage, ob es denn hier oben auch mal gutes Wetter geben würde antwortet der Koch: „ja im Sommer würde hier schon mal die Sonne durchkommen, so an drei bis vier Tagen im Jahr." Dann haben wir es in Hamburg mit dem Wetter ja doch noch ganz gut getroffen. 

Die nächsten knapp 30 km sind Gott sei Dank nur Abfahrt, die Schlammschlacht kann beginnen. Da ja weiterhin Verkehr herrscht, ist Vorsicht auf der holprigen, steilen, schlammigen und jetzt auch noch sehr rutschigen Straße geboten. Schließlich geht es neben der Straße mehrere hundert Meter senkrecht bergab. Aber keine Panik, ab und zu gibt es Leitplanken und der Rest ist mit Absperrband "gesichert". Wir kommen nicht so schnell voran. Das liegt einerseits and der Straße andererseits an der Landschaft. Immer wieder müssen wir anhalten, um Fotos von den vielen kleinen Wasserfällen und dem Urwald zu machen. 

Um 17:00 Uhr, nach über elf Stunden kommen wir im tropischen Mocoa an. Mocoa wird auch das Tor zum Amazonas genannt. Von hier aus erstrecken sich tausende von Quadratkilometer Urwald Richtung Venezuela, Brasilien und Peru. Und waren wir eben noch vom Regen auf über 2000 Metern Höhe durchgefroren, kommen wir hier unten auf 600 Meter Höhe ganz schön ins Schwitzen. Und es gibt noch ein Problem: Unsere Räder und wir selber sehen aus wie sau. So kommen wir in kein Hotel und in einer halben Stunde wird es dunkel. Und wer fährt schon gerne im Dunkeln mit dem Fahrrad durch Kolumbien? Aber wie es der Zufall so will: direkt gegenüber einiger Hotels, mitten im Zentrum entdecken wir einen Autowaschplatz. Der nette Besitzer hat auch Mitleid mit uns und lässt uns und unsere Räder mit dem Schlauch abspritzen. Eine Steigung müssen wir heute aber noch nehmen. Das Zimmer im Hotel Fontana Real liegt im 5. Stock. Als wenn die 1478 Höhenmeter heute nicht schon genug wären. 










und weiter bergauf



Da unten müssen wir hin
Wo ist Simon?
Es geht bergab



Ende der Schlammschlacht

03.12. El Encano - Sibundoy 42 km
Standortkoordinaten: N01.20475,W076.92171 Höhe: 2.140 m

Es war eine ruhige Nacht. Wir waren die einzigen Gäste. Gut, dass kein Wochenende ist. Die Touristenschaaren sollen hier am Wochenende wohl ins Unermessliche steigen. 

Landschaftlich ist es hier wirklich wunderschön, wenn nur die Wolken nicht andauernd da wären. Wir arbeiten uns auch heute wieder einige Höhenmeter hoch. Nach knapp 10 km sind wir auf dem Pass von 3260 Metern angekommen und es ist hier oben merklich kühler. Dick einpacken heißt es nun, denn die Anden sind ein auf und ab. Die Abfahrt beschert uns 15 km. Anschließen heißt es wieder ein wenig bergauf und bergab. 

In Sibundoy kommen wir im Hotel San Diego unter, mit heißer Dusche, welch ein Segen. Sibundoy ist ein kleines gemütliches Dorf. Für unsere Bedürfnisse ist die Größe völlig ausreichend. Das, was wir brauchen, bekommen wir. Heute heißt es sehr früh ins Bett, denn morgen liegt ein harter Tag vor uns. 

Wir wollen den Trampolin de la Muerte fahren. In Bolivien sind wir ja schon den Camino de la Muerte, übersetzt Todesstraße gefahren. Und Kolumbien hat auch so eine Todesstraße durch den Urwald. Den Namen Todesstraße gab es ja schon. Also was machen fragten sich die Kolumbianer? Es geht über zwei Pässe auf und ab auf unserer einspurigen Huppelpiste, also nennen wir sie Trampolin de la Muerte, übersetzt: Trampolin des Todes. Wir sind ein wenig nervös, weil diese Strecke kaum ein Fahrradfahrer fährt. Schlechtwetter mit sintflutartigen Starkregen, Erdrutsche, Djungel, grobe und dabei nasse und steile Schotterpiste kennzeichnen die Strecke. Deshalb nehmen die meisten Fahrradfahrer einen vierradgetriebenen Pickup oder brechen mittendrin ab und halten einen Lastwagen an. Busse fahren die Strecke nicht. Einige fahren die Strecke in zwei Tagen, wenige an einem Tag. 

Energie Drink am Straßenrand



Ist es nun verboten oder nicht? 
Tomate de Árbol, lecker

02.12. Pasto - El Encano 28 km
Standortkoordinaten: N01.14897, W077.15398 Höhe 2.800 m

Nochmal über die Anden. Diesmal von West nach Ost. Obwohl die Ausläufer hier recht klein sind und wir schon gut konditioniert sein sollten, sind wir doch nach 15,6 Kilometern bei 3238 Höhenmetern am Pass etwas aus der Puste. 

Schön so ein Frühsport, wenn es ab der Hoteltür nur bergauf geht. Am Himmel ziehen sich schon wieder dicke Regenwolken zusammen. Dann bleiben wir mal lieber in El Encano bzw. kurz dahinter Richtung La Cocha See im Hotel Naturalia. Naja Hotel ist mal wieder etwas weit hergeholt. Aber die Besitzerin ist super nett. Und gut, dass wir hier geblieben sind, mittags fängt es an zu regnen. 

Wir gehen zum See und wundern uns schon sehr. Sind wir noch in Kolumbien oder wurden wir gerade in die Schweiz teleportiert? Holzhäuser mit Spitzdächern, von den Balkonen ranken Geranien, verzierte Fensterläden, eben ganz wie bei den Eidgenossen. 




Augen auf beim Autofahren????

Pass auf 3238 m
La Cocha
Hotel Naturalia
El Encano