Donnerstag, 24. Oktober 2013

23.10. Naranjal - Guayaquil 97 km
Standortkoordinaten: S02.18789,W079.88596

Südamerikaner haben es eigentlich nie eilig. Zeit hat hier eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Alles immer schön tranquilo (langsam). Aber wenn ein Südamerikaner in ein Fahrzeug steigt, verwandelt er sich augenblicklich in ein Rennfahrer. Und dabei ist es egal, ob er ein Motorrad, Auto, Bus oder LKW lenkt. Wir leben mal wieder gefährlich. Die anstrengende aber schöne Bergstraße haben wir vor zwei Tagen verlassen und wir befinden uns seitdem auf der E25, einer Art Autobahn. Anfangs noch mit Seitenstreifen, jetzt leider ohne, dafür aber mit zunehmenden Schwerlastverkehr Richtung Guayaquil. 

Überholt wird natürlich immer auf Höhe der zwei Fahrradfahrer und bei entgegenkommenden Verkehr. Und das wird dann auf der zweispurigen Straße schon recht eng wenn sich zwei Fahrzeuge überholen, der Gegenverkehr keine Anstalten macht auszuweichen und wir noch daneben im eigentlich nicht vorhandenen Seitenstreifen dahinschlingern. Dann befinden sich nämlich auf einmal vier Fahrzeuge nebeneinander, und jeder fragt sich: wie geht das eigentlich? 

Auf der E25 befinden wir uns auf der Ruta de Cacao. Hier wird auf etwa 80 km Länge bester Cacao angebaut. Eine Tafel ecuadorianische Schokolade durften wir schon probieren. Der Weg führt uns weiter zu unserem heutigen Ziel Guayaquil. Wir sehen mittags aus wie die großen Ferkel, denn das Wetter spielt einfach nicht mit. Nieselregen ist heute angesagt. Alles ist voller Matsch. Auf den letzten 20 km zeigt sich die Sonne. Bevor wir in Guayaquil ankommen, müssen wir noch irgendwie unsere Räder waschen, sonst dürfen die bestimmt nicht mit aufs Zimmer. Der Besitzer der Autowäsche dachte wir veräppeln ihn, als wir ihn fragten, was es kosten würde, die Räder zu waschen. Das Eis war schnell gebrochen, smalltalk und für 1 Dollar pro Fahrrad kamen wir ins Geschäft.

In Guayaquil finden wir uns dann auf einer zehnspurigen Autobahnbrücke wieder, die uns ins Zentrum der größten Stadt Ecuadors führt. Wir schauen uns einige Unterkünfte an und entscheiden uns für das preisgünstige Hostal Montesa und die gewaschenen Fahrräder dürfen wieder mit aufs Zimmer.

Kakaobaum
Zufahrtstraße nach Guayaquil 

22.10. Santa Rosa - Naranjal 108 km
Standortkoordinaten: S02.67559, W079.61546

Frühstück gibt es ab 8.00 Uhr. Um 7.55 Uhr sitzen wir im Frühstücksraum. Wir hatten bisher auf unserer Reise selten Unterkünfte mit Frühstück, aber eigentlich sollten wir es wissen: 8.00 Uhr heißt in Südamerika 8.30 Uhr. Um 8.05 Uhr kommt die Köchin verschlafen in die Küche, gähnt drei mal und geht dann wieder heraus. Denn der Kühlschrank ist sinnigerweise nicht in der Küche sondern im Essraum. Im Schneckentempo schlürft sie auf ihn zu, öffnet das Vorhänge-schloss, dann die Tür und entnimmt den Käse. Dann schließt sie den Kühlschrank wieder ab und schlürft zurück zur Küche. Bei dem Tempo könnte man ihr die Schuhe besohlen. Kurz vor der Küche dreht sie um und schlürft zurück zum Kühlschrank, schließt ihn wieder auf, öffnet die Tür und entnimmt noch die Margarine. Der zweite Versuch die Küche zu erreichen ist auch nicht von Erfolg gekrönt, denn sie dreht noch einmal um, sie hatte vergessen das Vorhängeschloss abzuschließen. Endlich in der Küche angekommen setzt sie Wasser auf und kocht zusätzlich Milch. 

Jetzt kommt auch eine Gehilfin in die Küche, die aber sogleich zum Bäcker Brötchen holen geschickt wird. Die Gehilfin kommt zurück mit frischen Brötchen, aber wie soll es anders sein: Eier vergessen. Also noch mal los. Die Köchin schaut derweilen dem Wasser beim Kochen zu. Einige Minuten später ist die Gehilfin mit Eiern zurück. Nun gesellt sich noch eine dritte Person in die Küche. Nun heißt es drei gegen zwei, denn wir sind die einzigen Gäste und wir fragen uns so langsam was man denn nun zu dritt so lange für zwei Frühstücke benötigt. 8.30 Uhr: Ah es kommt. Zwei Tassen heiße Milch, vier Brötchen, vier Scheiben Käse, zwei Rühreier, zwei Gläser Saft, die Margarine und Instantkaffepulver. Und dafür nur dreissig Minuten? Rekordverdächtig! 

Ecuador ist ja unter anderem für seinen exquisiten Hochlandkaffee berühmt, aber bisher haben wir immer nur Nescafe Instantpulver bekommen. Naja, in Kuba soll man ja auch weder vernünftige Zigarren noch ordentlichen Rum bekommen. 

Wir fragen nach Besteck, zumindest ein Messer für die Margarine. Gott, können diese Touristen denn nie Ruhe geben? 

Der heutige Tag wird lang. Die eher langweilige Straße fasziniert mich doch, denn rechts und links erstrecken sich riesige Bananenplantagen, so weit das Auge reicht. Auch die Firma del Monte hat hier kleinere Unternehmen. Hier wird sogar noch alles von Hand erledigt. Die Firma Excelban, die auch deutsche Supermärkte beliefert, hat an einigen Standorten Pflücker, Wäscher, Portionierer und Verpacker beschäftigt. Während der Arbeit wird schön laut Salsa Musik gehört. Da macht die Arbeit Spaß. Da hätte ich auch gerne einen Tag mitgearbeitet. Wir hätten bestimmt viel Spaß gehabt.