Sonntag, 29. Dezember 2013


28.12. San Carlos de Bariloche 15 km
Standortkoordinaten: S41.12343, W071.37077 Höhe 830 m

Ich kann heute nicht weiter und daher bleiben wir hier. San Carlos de Bariloche ist im Winter ein bekanntes Skigebiet in Argentinien und vergleichbar mit San Anton in Tirol: nicht gut, aber dafür schick und teuer. Hunderte von hochpreisigen Unterkünften und diverse Souvenirläden. Und es sieht zum Teil wirklich aus wie in der Schweiz. Es gibt auch viele Schokoladenläden und auf dem Hauptplatz kann man sich mit einem Bernadiner ablichten lassen. Ja, keine Frage, er hat auch das obligatorische Schnapsfass um den Hals hängen! Im Supermarkt ergattern wir leckeres argentinisches Rindfleisch zum Abendessen, denn auf dem Zeltplatz befindet sich ein Grill. Die Sonne scheint - Ausruhen ist angesagt.
27.12. Petrohué (Chile) - San Carlos de Bariloche (Argentinien) 54 km
Standortkoordinaten: S41.12343, W071.37077 Höhe 830 m

Unsere Fähre geht um 10.30 Uhr (südamerikanische Zeit). Genügend Zeit um zu frühstücken und die Aussicht auf die Berge und den See zu genießen. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir ein oder zwei Tage nach Bariloche benötigen. Um 11 Uhr geht es dann endlich los mit der ersten Überfahrt nach Peulla. Die Fahrt dauert knappe 2 Stunden und würde man die chilenische Fahne an Deck nicht sehen, könnte es auch ein Schweizer See sein. Wir genießen den Ausblick auf die wunderschöne Landschaft. Der Vulkan Osorno ist das Glanzstück auf dieser Schifffahrt. Was ich erstaunlich finde ist, dass die Fähre komplett ausgebucht ist, schätzungsweise mit 250 Passagieren. 

Um 13 Uhr sind wir im kleinen Peulla angekommen. Der Ort besteht aus 3 Hotels und einem Ausreisebüro, in dem wir uns auch den chilenischen Ausreisestempel holen müssen. Ein Teil der Tagestouristen unternehmen Wanderungen in der Gegend oder buchen einen Helikopterrundflug zum Vulkan Osorno. Für uns bleibt keine Zeit, denn wir wollen die nächste Fähre in Puerto Frías erreichen. Wann die genau geht, hängt wohl von dem Zeitplan der Touristen ab. Gegen 17 Uhr wird heute geschätzt. Das wird knapp für uns, denn wir müssen über einen Teil der Anden, die 1000 Höhenmeter Arbeit von uns erwarten. 

Unser Anhaltspunkt, ob wir die Fähre schaffen, oder nicht, ist der der letzte Touristenbus, der ebenfalls Richtung Bariloche fährt. Für uns geht es ohne Mittagessen schnurstracks auf Schotterpiste geradeaus. Nach etwa 10 km kommt uns ein französisches Tandempärchen aus Bariloche entgegen. Schneller Smalltalk und wir müssen weiter. Nach etwa weiteren 2 Kilometern, noch 2 Radfahrer, nur können wir nicht stoppen, wir wollen die Fähre erreichen. Bei der letzten uns entgegenkommenden Radfahrerin müssen wir anhalten, denn es ist Veronika, die wir in der Casa de Ciclista in Bolivien, La Paz, trafen. Wir freuen uns sehr wieder jemand ein zweites Mal zu treffen. 

Mein Magen hängt auf halb acht, wir machen erstmal Pause und das Wichtigste, trinken. Es ist hier so heiß und das schlimme, Stechmücken und Bremsen erschweren uns den Weg. Stehenbleiben ist eigentlich nicht drin. Die ersten 19 km sind geschafft. Die Getränke sind leer, aber wie immer gibt es auch hier deinen Freund und Helfer die Polizei, so mitten im Wald. Wir dürfen neues kaltes Wasser tanken und nun geht auch die Schufterei los. Laut Polizist, 8 km subida von 100 m auf 1000 m und 4 km bajada. Ach ja, es ist übrigens immer noch Schotterpiste und es bleibt Schotterpiste. Stellenweise ist gar nicht an Radfahren zu denken, da wird geschoben. 

Wenn die Berechnungen des Polizisten stimmen, sind es noch 3 km bis zum Pass. Uns hat erst der erste Touribus überholt. Es bleiben uns noch 45 Minuten bis zum letzten Bus. Wir werden das bestimmt schaffen und pünktlich vorm Eintreffen des Passes überholt uns der zweite Bus. Plötzlich steigen einige Touristen aus und machen Fotos von uns, wie wir sozusagen die Ziellinie (Pass zur argentinischen Seite) überqueren. Simon versucht  noch von jedem 3 Dollar pro Foto zu ergattern, aber diesmal klappt es nicht. Die letzten 4 km sind easy zur nächsten Fähre zum Puerto Frías. Wir kommen sogar noch vor dem letzten Bus an. Auch hier gibt es ein kleines Häuschen mitten im Wald und das ist diesmal das argentinische Grenzhäuschen. 50 Minuten später fährt auch die Fähre zur 25 minütigen Fahrt auf dem Lago Frías ab zum nächsten Stop. Zur nächsten Fähre sind es nur 3 km auf Schotterpiste und die schaffen wir sogar noch vor den Touristen. Das ist die letzte Fährfahrt für heute. Der Guide auf dem Schiff erklärt ersteinmal via Mikrofon den Touristen, was wir heute geleistet haben, denn sie wurden von Bussen kutschiert und die beiden hier sind mit dem Rad gefahren. Es gibt grossen Applaus für uns und anschließen werden wir mit Fragen bombadiert und witzigerweise sind es wieder vorwiegend die Kolumbianer, die sich für uns Gringos interessieren. Mittlerweile ist es auch schon 19.45 Uhr und ich bin ziemlich k.o. Um 20.30 Uhr landen wir im Puerto Pañuelos. Die Gegend hier ist wunderschön, sie wird auch die argentinische Schweiz genannt, denn vor allem Schweizer, Deutsche und Norditaliener sind in das Seengebiet eingewandert und haben dort ihre Spuren hinterlassen. So erinnert die eigentümliche Bauweise in den patagonischen Anden an den alpenländischen Stil oder Schweizer Chalets. Der Tag ist für uns noch nicht zu Ende. Bariloche liegt noch 25 km vor uns. Das schöne ist, es ist Sommer und es bleibt bis 21.30 Uhr hell. Ab Puerto strampeln wir was das Zeug hält. 20 km sind es bis zu unserem Campingplatz El Yeti, den uns Veronika empfohlen hat. Es geht rauf und runter. Wir kommen um 22.15 Uhr im Dunkeln an und bauen das Zelt auf und fallen hundemüde in den Schlafsack.





Und wieder der Vulkan Osorno

Kurz vorm Aufstieg
Lago Fría

26.12. Puerto Varas - Petrohué 65 km
Standortkoordinaten: S41.13512, W072.40025

Nach unserem ausgiebigen leckeren Frühstück im Hostal brechen wir auf. Der Himmel ist von Wolken übersät und es gibt Nieselregen. Der Weg führt entlang des wunderschönen Sees Llanquihue. Um auf die argentinische Seite zu gelangen, müssen wir drei Seen mit der Fähre überqueren. Im Laufe des Vormittages ändert sich das Wetter und die Sonne strahlt. Es ist nicht komplett plano, aber anstrengend ist es auch nicht. Am Nachmittag erreichen wir den Lago Todos los Santos. Wir suchen uns ein Plätzchen auf dem Campingplatz der Nationalparkverwaltung mit Blick auf den See. Bei herrlichem Wetter lassen wir den Tag hinter uns. So macht zelten Spaß. 


Puerto Varas

Traumhafte Radstrecke nach Petrohué
Zelten am Lago Todos Los Santos



25.12. Puero Varas 
Standortkoordinaten: S41.31380, W072.98541

Planungs- und Ruhetag. 
24.12. Bogotá (Kolumbien)- Puerto Montt/Puerto Varas (Chile)
Standortkoordinaten: 41.31380, W072.98541

Fröhliche Weihnachten wünschen wir allen.
Unser Transport zum Flughafen ist auch gesichert. Kevin's Vater aus der Kartonfabrik holt uns überpünktlich aus unserem Hostal ab. Wir staunen nicht schlecht, denn die Fahrt geht in einem riesigen knallgelben Chevrolet Pickup Baujahr 1970! zum Flughafen. Es klappt wieder alles reibungslos. Pünktlich um 00.15 Uhr hebt der Flieger ab. 

In Santiago steigen wir um, nur müssen wir das Gepäck rausholen, da wir durch den Zoll müssen. Danach wieder einchecken. Wird alles ein wenig knapp, denn wir warten länger auf die Fahrräder. Noch 45 Minuten bis zum Abflug nach Puerto Montt. Das schaffen wir nie mit den Rädern. Zum Glück kommen wir überall schnell durch. Nun heißt es Gepäck und die Räder neu aufgeben. 20 Minuten vor Abflug sitzen wir am Gate. Nochmal alles gut gegangen. Plötzlich werden wir zwei aufgerufen und es heißt am Gate, bitte gehen sie schnell nochmal zurück zum Check-In, es gibt Probleme mit Ihren Rädern. Das ganze Spiel nochmal. Simons Karton kann nicht durchleuchtet werden, da er zu sperrig ist. Kartons wieder geöffnet, Fahrräder rausgeholt und dann werden wir nach den Ersatzzeilen befragt, die sich dort am Rahmen befinden. Sehr lustig, unser Flieger geht in 10 Minuten. Nach kurzer Diskussion und Begutachtung darf das Rad wieder in den Karton. Aber nun schaffen die Herren es leider nicht mehr, die Fahrräder in die Maschine zu verladen. Die kommen dann mit der nächsten. Auch gut. Wir müssen uns beeilen, noch 5 Minuten. Schnell wieder durch Kontrollen und wir sind natürlich die letzten Passagiere und hinter uns wird das Gate geschlossen. Puh, was für eine Aufruhr. 

In Puerto Montt angekommen, staune ich nicht schlecht, das sind doch unsere Fahrradkartons, zwar ziemlich ramponiert aber alles heil. Wir entscheiden uns für das 20 km entfernte Dörfchen Puerto Varas an dem Llanquihue See. Ein lauschiges Plätzchen. Zur Feier des Tages dürfen wir heute im Hostal Compass del Sur zelten, was hier keine schlechte Wahl ist. Frühstück und alles all inklusive, sogar Heiligabend darf ich heiß duschen. 

Wir erkunden noch das kleine Dorf, welches sehr von deutschen Einwanderern geprägt wurde, die sich hier Ende des 18. Jahrhunderts niederließen. Im Restaurant Club Alemán gibt es auch alles was das Herz begehrt und nach Monaten Reis mit Hähnchen und Bohnen läuft uns bei der ausgehängten Speisekarte das Wasser im Munde zusammen. Schweinshaxe mit Sauerkraut und Knödeln, Wiener Schnitzel, Birnen Bohnen und Speck, Nürnberger Rostbratwürstchen und und und. Leider schließt das Restaurant heute am Heiligabend schon in zehn Minuten. Mit so einem Heißhunger bleibt uns nichts anderes übrig als die gemütliche Pizzeria gegenüber zu stürmen. Danach noch schnell ins Café, denn es gibt richtigen Blaubeerkuchen. Sündhaft teuer, aber Halleluja, er ist nicht staubig wie die immer gleichen geschmacklosen trocken-pappigen Gebäckstücke in Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien.



Vulkan Osorno von der Luft aus

Mit Sack und Pack vorm Hostel

Strand am Lago Llanquihue

Montag, 23. Dezember 2013

23.12. Bogotá 

Gestern sind zwei Belgier auch hier in das Hostal gezogen und der eine kommt uns sehr bekannt vor. Was soll ich sagen, wir trafen uns am 01.10. in Caraz (Peru). Die Welt ist klein. Sightseeing lassen wir ausfallen, letzte Einkäufe müssen erledigt werden und dann heißt es auch schon auf Wiedersehen Kolumbien. 

Ein kleines Fazit möchten wir hier an dieser Stelle für Kolumbien loswerden. Wir hätten im Leben nicht daran gedacht, dass Kolumbien ein so freundliches und aufgeschlossenes Land gegenüber Touristen ist. Wir sprachen auch mit einigen jüngeren Leuten, die uns auch fragten, wie wir uns hier in ihrem Land fühlen. Sie wissen, wie über Kolumbien im Ausland oft gedacht wird. Hätten wir es besser gewusst, hätten wir unsere Reisepläne anders gestaltet.  Start in Bogotá, Ziel Ushuaia.

Wir melden uns wieder aus Chile. Fröhliche Weihnachtsfeiertage!

22.12. Bogotá 
Standortkoordinaten: N04.59959, W074.06953 Höhe 2630 m

Die Entscheidung am Morgen steht fest. Ein Umzug muss her, egal wie viel ich auch mehr für das Zimmer bezahlen muss. Nach dem dritten Hostal entscheiden wir uns für das Hostal Casu, sehr liebevoll eingerichtet und die Besitzerin macht uns auch noch einen Sonderpreis, da unser Flieger erst morgen in der Nacht geht. Wir ziehen gleich ein paar Straßen weiter. Die Ruhe ist schon am Nachmittag zu spüren. Ich hoffe nur, dass unsere Fahrradkartons nicht im alten Hostal angeliefert werden. Aber auch das klappt reibungslos. Am Nachmittag steht Kevin mit unseren Kartons vor der Tür. Dann sind wir ja fast fertig für unseren Abflug nach Chile, um die berühmt berüchtigte Carretera Austral zu befahren. Unser Kilometerzähler zeigt am Ende des nördlichsten Punkt für uns nach knapp sieben Monaten 7281 km an. 
21.12. Silvania - Bogotá 60 km
Standortkoordinaten: N04.59959, W074.06953 Höhe 2630 m

Ich habe heute Morgen so richtig keine Lust. Es geht auch schon gut los. Direkt ab dem Hotel heißt es bergauf. Wie weit, wissen wir nicht. Vielleicht ist es der letzte große Frühsport hier für uns in Südamerika mit 25 km Anstieg durchgehend im ersten Gang und über 1000 Höhenmetern. Aber: der Kenner schweigt und geniesst! Da helfen auch die nach oben ausgestreckten Daumen der auf der Gegenfahrbahn im Stau stehenden Autofahrer nicht. Viele von ihnen fahren die Fahrräder auf dem Dach spazieren. Wo wollen die hin? Wochenendausflug in die Sonne nach unten. 

Nach den ersten 7 km die erste Kaffeepause. Ich will nicht mehr. Es geht sehr schleppend voran und wir haben noch 53 km vor uns. Das schaffen wir nie wenn es so weiter geht. Danach werden die Pausenabstände immer kürzer. Hier und da genehmigen wir uns Malzbier, frisch gepresste Säfte, Wassermelone und Kuchen, sonst halten wir es heute nicht aus. Je höher wir kommen, desto kühler wird es auch. 

Die Saunaluft ist mittlerweile nicht mehr vorhanden. Nach 20 km nur bergauf frage ich mal vorsichtig bei einem Kolumbianer nach, wie weit es denn noch bergauf geht? Er meinte, es wären nur ein paar Kilometer und dann ein ganzes Stück bergab. Ob ich ihm das glauben soll? Aber tatsächlich: Bei km 25 erreichen wir endlich den Pass mit einer Höhe von 2800 m. Nun müssen wir die Jacken anziehen, denn die Abfahrt wird bestimmt kalt. Eine schöne 10 km Abfahrt, gefolgt von einer kurzen Anstiegsstelle und dann ist Aufatmen angesagt. Wir rollen quasi Plano in den Vorort Soacha ein. Bis ins historische Zentrum von Bogotá sind es dann nochmal 20 km. Das ist die angenehmste Einfahrt in eine Großstadt, die wir je in Südamerika hatten. Vor allem das tollste: in Bogotá gibt es 350 km Radwege. Es ist die fahrradfreundlichste Stadt Südamerikas, da kann sich Deutschland eine Scheibe von abschneiden. 

Unterwegs versuchen wir in Fahrradgeschäften Kartons für unseren bevorstehenden Fug zu bekommen. Fehlanzeige. Aber dank eines Tipps, gibt es eine Kartonfabrik, bei der wir die Kartons anfertigen lassen können. Das wird bestimmt teuer. Wie der Zufall es will, kommen wir auch genau an dieser vorbei. Fragen kostet ja bekanntlich nichts. Kurz ausgemessen und dann der Preis: 6 Euro pro Stück. Da überlege ich doch nicht lange. Und das Beste ist, sie werden für 8 Euro angeliefert. Das Problem ist schon mal gelöst. Im historischen Stadtteil La Candelaria angekommen, schauen wir uns einige kleine Hostels an, teuer und nicht gerade einladend. Eine Besitzerin, die leider kein Platz mehr frei hat, ruft gleich einen Kollegen an und dieser holt uns ab. Sein Hostal hätte noch ein Zimmer. Anschauen kostet ja nichts. 

Die erste Nacht ist etwas teuer, aber für eine zweite und dritte Nacht könnten wir einen günstigeren Preis erhalten. Eine Küche ist auch vorhanden, also perfekt. Nur irgendwie waren Simon und ich blind. Das Zimmer ist zur Fußgängerzone heraus, angrenzend an einen kleinen Platz. Wir befinden uns im Erdgeschoss. Keine halbe Stunde später fangen auch schon die Straßenmusiker, die sogenannten Hängengebliebenen wie wir sie nennen, an zu spielen. Mist und dass nach einem harten Tag. Am Nachmittag stellen wir auch noch fest, dass auf dem kleinen Platz eine Bühne aufgebaut ist und Livemusik am Abend gespielt wird. Heute ist Samstag Abend und wir werden im Hostal Casa Bellavista bestimmt keine Auge zumachen und das bei unseren 1523 Höhenmetern, die mühsam erarbeitet wurden. Irgendwann schlafen wir doch ein. Immer wieder werden wir in der Nacht von leeren Bierflaschen oder Gegröle geweckt. 


20.12. Melgar - Silvania 52 km
Standortkoordinaten: N04.40193, W074.38446, Höhe: 1480 m

Wir befinden uns wieder früh auf der Straße, es ist heute mehr los. Na gut, dass es einen Standstreifen gibt. Die Sonne lässt sich diesmal Zeit, was gut ist, denn heute heißt es wieder pumpen was das Zeug hält. Die Strecke ist recht unspektakulär. Die ersten 14 Kilometer kommen wir noch sehr gut voran. Dann erreichen wir einen Tunnel, den wir nicht befahren dürfen. Eine Ausweichstrecke gibt es nicht. Aber vielleicht kann uns die Straßenmeisterei rüberbringen, das machen die doch immer? Leider hat diese nur einen Wagen, auf dem Fahrzeuge transportieren werden. 

Aber die Kolumbianer sind so freundlich und engagiert, dass der Herr von der Straßenmeisterei sofort einen Pick-up für uns anhält und wir mit den Rädern problemlos durch den Tunnel kommen. Während der Fahrt frage ich den netten jungen Mann, wo er hinfährt, denn eigentlich könnten wir ja sitzen bleiben. Leider geht das nicht, da das Fahrzeug von der Gemeindeverwaltung ist und es ausdrücklich verboten ist, "normale" Passagiere zu befördern. Schade, aber na gut, also müssen wir selbst weiterradeln. 

Wir wollen heute so weit kommen wie es geht, denn die härtere Strecke liegt am morgigen Tag vor uns. Wir erreichen am Mittag bereits Silvania und wollen einfach nicht mehr weiterfahren. Mehr als 1000 Höhenmeter ging es heute für uns wieder bergauf. An der Straße gibt es einige Übernachtungsmöglichkeiten. Wir nähern uns langsam der Hauptstadt Kolumbiens und die Essens- und Getränkepreise steigen.

Unten rechts die Tunnelausfahrt, da kommen wir her

Ohne Worte

Samstag, 21. Dezember 2013

19.12. Natagaima - Melgar 104 km
Standortkoordinaten: N04.20428, W074.64430, Höhe: 350 m

Die Bananenstauden und die Palmen passen nicht ganz ins Bild, ansonsten könnte man denken, wir radeln durch Niedersachsen. Schöner Standstreifen neben der Landstraße, eingezäuntes Weide- und Ackerland, am Horizont ein paar grüne Hügel.

Dieser Streckenabschnitt gefällt mir sehr: Wir kommen wieder an unzähligen Obstständen vorbei. Dann kommen Souvenirstände in Sicht. Die Hüte haben es Simon besonders angetan, wir wollten schon einen mitnehmen. Dann wieder etwa 20 km weiter haben wir es mit einer Vielzahl Restaurants mit Spanferkeln zu tun, die weihnachtlich geschmückt sind. Alles was das Herz begehrt, verhungern und verdursten tun wir heute nicht. 

Mittlerweile können wir uns aussuchen, wo wir übernachten, denn wir können die vielen Hotels nicht mehr zählen, die entweder direkt an der Straße oder im angrenzenden Dorf gelegen sind. Wir fragen uns, wer verbringt hier seine Ferien? Kommen wirklich so viele Touristen hierher? Ja, die Frage konnte man uns schnell beantworten. Da Bogotá auf 2650 m liegt, sind die Hotels bis zur Tatacoawüste am Wochenende und während der Feiertage sehr gut besucht. Die Bogoteños wollen sich in der Sonne aufwärmen. 

Bevor wir die nächsten zwei Tage wieder richtig heraufstrampeln müssen, fahren wir soweit es heute geht. Aber nach über 100 km ist die Luft raus. Das Dorf Melgar liegt vor uns und ist für die Bogoteños ein kleines Touristendorf. Wir finden recht schnell eine günstige Unterkunft mit Pool, der Preis lässt sich auch noch verhandeln da keine Wochenende ist. Später merken wir allerdings, dass der Hausherr Enten besitzt und diese frei herumlaufen und auch im Pool schwimmen. Mist, der Sprung in den Pool muss doch ausfallen. 

Die letzten zwei Nächte on the Road in Kolumbien sind angebrochen. Am 21.12 erreichen wir voraussichtlich Bogotá.

Kaffeepause




18.12. Tatacoawüste - Natagaima 65 km
Standortkoordinaten: N03.62790, W075.09457, Höhe: 300m

Pünktlich um 7 Uhr steht das gesattelte Pferd bereit. Ich habe mich gestern Abend entschlossen, einen einstündigen Reitausflug durch die Tatacoawüste mit José, dem Besitzer der Pferde, zu unternehmen. Es ist jetzt schon sehr warm. Es ist schön, mal nicht selber zu laufen oder Rad zu fahren. Um 8 Uhr zum Frühstück bin ich wieder zurück, das war herrlich. 

Bevor es wieder auf unsere eigenen Sättel geht, müssen wir nochmal in den Swimmingpool springen. Können wir den nicht mitnehmen? Um jetzt wieder auf die Hauptstraße zu gelangen, gibt es zwei Wege: wieder 90 km zurück nach Neiva wo wir hergekommen sind oder irgendwie den Fluss überqueren. Im Vorort der Tatacoawüste gibt es aber die Möglichkeit mit Kanus den Fluss zu überqueren. Der Anleger an dem die Kanus abfahren, ist schon als Fußgänger schwer zu erreichen. Wir schaffen es aber doch irgendwie die Räder in die Kanus zu bekommen. Ich handele noch einen Preis für uns aus und schwups sind wir innerhalb von 10 Minuten auf der anderen Flussseite. Dann einen kleiner Trampelpfad Richtung Aipe, dem Dorf an der Hauptstraße. Doch vorher müssen wir noch über zwei sehr marode Fussgängerbrücken. Zu zweit hiefen wir die Räder langsam über die erste Brücke. Ein junger Mann kommt uns entgegen und ich frage ihn vorsichtshalber, ob das der Weg in Richtung Aipe sei. Ja, das sei der Weg und die zweite Brücke, die noch kommt, ist viel gefährlicher. Na, was uns da wohl erwartet? Die nächste Brücke besteht aus kaum noch vorhandenen Holzbrettern. Der Abstand zwischen den Planken ist auch gut und gern 1,5 Meter. Und das mit Rädern. 

Das erste Stück schaffen Simon und ich nach und nach, dann helfen uns 2 sehr nette Arbeiter, die gerade zufällig auch rüber müssen, so tragen wir zu viert ein Rad über die Brücke. Der Strom des Rio Magdalena ist an dieser Stelle ziemlich stark und es geht etwa 2 Meter in die Tiefe. Reinfallen: nein danke! Auf diesen Schreck genehmigen wir uns im Dorf erstmal einen leckeren frischgepressten Lulosaft. Lulo ist eine von vielen leckeren Früchten hier, die es in Deutschland eher nicht zu kaufen gibt. Sehr erfrischend. 

In jedem Dorf, in dem wir vorbeikommen, trinken wir, was das Zeug hält, denn das Thermometer zeigt schon 40 Grad an. Auch das Lieblingsgetränk der Kolumbianer, Zuckerrohrsaft ist sehr lecker.

Das kleine Dorf Natagaima erreichen wir am Nachmittag. Die Unterkünfte hier sind eher Bretterbuden, Dunkelkammern oder Motels. Aber wie jedes größere Dorf gibt es eine Tankstelle und die hat auch diesmal ein Zimmer für uns. Zwar nicht so schön wie sonst an den Tankstellen aber mit eigenem Bad und das Zimmer ist nach hinten raus.




Transport der Räder
Brücke 1
Brücke 2

Öffentliche Verkehrsmittel zwischen den Dörfern

17.12. Neiva -Tatacoawüste 47 km
Standortkoordinaten: N03.23582, W075.16451, Höhe: 450m

Den Abzweiger zur Tatacoawüste finden wir recht schnell. Es geht asphaltiert quer ins Landesinnere. Hier herrscht kein Verkehr. Die Landschaft wird langsam karger und karger und wie soll es auch in einer Wüste sein, wärmer und wärmer. Um 10 Uhr misst mein Thermometer 35 grad, uff und wir schwitzen was das Zeug hält. Die Landschaft ist hügelig. Wir benötigen doch fast 4 Stunden, bis wir in der Wüste sind. 

Am Observatorium sehen wir Fahrradfahrer, dass können nur Gringos sein. Drei an der Zahl. Weitere drei sind mit dem Moped unterwegs. Wieder sind alle Nationen vertreten. Es ist mittlerweile so heiß, dass wir eine Pause einlegen. Wir werden die Nacht heute nicht im Zelt in der Wüste verbringen, sondern suchen uns eine von den Holzhütten der ganz einfachen Anlage mit dem verheissungsvollen Namen Noche del Saturno. Mit kleinem Swimmingpool - denn die Abkühlung brauchen wir heute. 

Simon hat vor einigen Tagen noch so herumgetüftelt, dass er ohne Vorderradtaschen fahren will. Das Gepäck ist auch gut verstaut und wie der Zufall es will, verkauft Simon seine Vorderradtaschen mitten in der Tatacoawüste an Michael aus Bayern, der mit dem Moped unterwegs ist. Am späten Nachmittag treffen wir ein Ehepaar aus Münster, das mit seinem Unimok Wohnmobil seit 18 Monaten durch Südamerika tourt.

Die Rinder sind echt

Tatacoawüste 



Bayerntruppe
16.12. kurz vor Hobo - Neiva 46 km
Standortkoordinaten: N02.92899, W075.28812 Höhe: 435 m

Das war mal wieder eine sehr ruhige Nacht. Es wird immer wärmer, von Tag zu Tag und hier ist noch Winter. Wir folgen dem River Rio Magdalena Kilometer für Kilometer. Für uns geht es immer noch stetig bergab. Früh erreichen wir Neiva, eine Großstadt. Wir könnten eigentlich weiterfahren, aber wir wissen noch nicht, wie wir genau zur Tatacoawüste kommen und da wollen wir morgen hin. Wifi muss her. Die Stadt bietet alles, was das Herz begehrt, Supermärkte, Cafés, tolle Bäckereien. Also bleiben wir.



Typische Truckerunterkunft an einer Tankstelle

Dienstag, 17. Dezember 2013

15.12. Altamira - 5 km vor Hobo 87 km
Standortkoordinaten: N02.55864, W075.47080 Höhe 672 m

Es war eine schöne ruhige Nacht. Der Morgen beginnt für uns auf dem Rad um 6.45 Uhr. Es ist Gott sei Dank noch nicht so heiß. Man kann es uns auch nicht recht machen, nun beschweren wir uns schon, dass die letzten Tage extrem von Sonne geprägt waren. 

Die ersten Kilometer rollen wunderbar und es zur Zeit noch plano. Wir durchqueren immergrüne wunderschöne Landschaften. Kleine Dörfer lassen wir hinter uns. Nun gehen die Steigungen los. So steil, dass wir auch mal schieben müssen. Um 11.30 Uhr erreichen wir Gigante. Zu früh um hier zu bleiben. Das Dorf wimmelt nur so von Militär. Auf dem kleinen Marktplatz entdecke ich schon 4 von diesen Herren mit Maschinengewehren und in voller Kampfmontur. Hier möchte ich auf gar keinen Fall bleiben. In einem Restaurant kehren wir ein und essen zu Mittag, damit wir die letzten 31 km nach Hobo auch noch schaffen. Es ist ziemlich heiß mittlerweile und unsere Getränke gehen schnell aus. 

5 km vor Hobo  entdecken wir ein schönes Restaurant und daneben gibt es 14 Zimmer. Wir überlegen: weiter in das Dorf Hobo, oder hier in der Ruhe bleiben? Zu Abend können wir hier essen und zum Frühstück hätten wir noch Müsli und Milchpulver in den Satteltaschen. 

Die Leute im Restaurant sind so freundlich, dass wir entscheiden hier zu nächtigen. Leider lässt sich unsere Zimmertür, die im Erdgeschoss direkt nach außen führt, nicht abschliessen. Aber was soll's, wir sind ja in Kolumbien. Der heutige Tag bescherte uns dann schlussendlich doch noch 1236 m Höhenmeter.




Unsere Truckerunterkunft
Simon, bist du das? 
Ausblick aus unserem Zimmer
14.12. San Agustín - Altamira 80 km
Standortkoordinaten: N02.06787,W075.78826 Höhe: 1038 m

Eigentlich wollen wir nur bis Pitalito wieder zurückfahren, aber da es viel bergab geht, die Sonne scheint und bei mir fast alles wieder in Ordnung ist, fahren wir heute doch noch etwas länger. Die Gegend hier um den Rio Magdalena ist wunderschön. Man muss sich wirklich wundern, wie viel Höhenmeter man trotzdem auf kurzen Bergab- und Bergaufstrecken hochstrampelt. Nach 80 km ist bei mir die Luft raus. Diesmal entscheiden wir uns nicht für die Tankstellenunterkunft, sondern weichen auf das Hotel El Portal de Altamira aus. Altamira? Es ist leider nicht meine Lieblingstapasbar in Bahrenfeld, sehr schade. Trotz der vielen Abfahrten sind wir doch noch 1010 Höhenmeter bergauf geradelt. 

Kaffeepflanzen werden an der Straße verkauft


13.12. San Agustín
Standortkoordinaten N01.88245, W076.27213

Hätte ich das man gestern nicht laut gedacht. Nun müssen wir wegen mir einen Zwangsruhetag einlegen. Dank des sehr lieben Hotelbesitzers bekomme ich am Abend einen speziell von ihm selbstgebrauten Kräutertee, damit es mir schnell wieder besser geht. Simon tüftelt den lieben langen Tag an unserer Ausrüstung herum und versucht noch etwas an Gewicht zu reduzieren. Naja, bei mir hat es heute ja schon geklappt. 
12.12. San Agustín
Standortkoordinaten N01.88245, W076.27213

Der Weg führt uns heute zu Fuß zum archäologischen Park von San Agustín. Der Park ist einzig auf der Welt mit seinen fünfhundert in Stein gehauenen Statuen. Die meisten dieser Statuen gehörten zu den Grabbeigaben der ehemaligen Volksstämme, die diese Gegend besiedelten und nehmen Bezug auf Begräbnisriten, der spirituellen Macht der Toten und der übersinnlichen Welt.

Immer wieder denken wir uns, warum ist Simon nicht hier krank geworden? Denn hier im kleinen freundlichen Hotel lässt es sich aushalten. 

San Agustín
rosa Zwergbanane






11.12. Pitalito - San Agustín 28 km Höhe: 1642 m
Standortkoordinaten: N01.88245, W076.27213

Der Tag empfängt uns mit Sonne und Nebelschwaden. Heute sind es bis zum Ziel San Agustín nur 28 km. Mit Glück bleibt es heute trocken. 

Auf dieser Strecke ist der Urwald extrem abgeholzt und der Weg wurde unter anderem für den kolumbianischen Hochlandkaffee freigemacht. An jedem kleinen Dorf, an dem wir auf den nächsten Kilometern vorbeikommen, stehen unzählige Kaffeepflanzen auf dem Grundstück. Nescafé hat hier auch die Hände mit der Arabica Bohne im Spiel. 

Die letzten 5 Kilometer müssen wir uns nochmal kräftig  in die Höhe radeln, bevor wir in dem kleinen Dorf ankommen. Der erste Weg führt uns in eine Bäckerei, denn ich bin völlig unterzuckert. Dann geht das Suchspiel mit einer Unterkunft los. Die Casa de Ciclista ist zur Zeit geschlossen. Wir entdecken in einer Querstraße ein von außen gutaussehendes Hotel namens Raices. Die Zimmer sind klein und schnuckelig und in einem Innenhof gelegen. Wir können endlich mal wieder kochen, denn wir dürfen die Küche mitbenutzen, herrlich. Weitestgehend bleibt es auch trocken, so dass wir den Tag draußen im Sonnenstuhl verbringen. 



Kolumbianische Kaffeebohnen
Rio Magdalena, aber wir sind noch nicht oben
Pitaya/Drachenfrucht