Sonntag, 1. September 2013


31.8. Ilave - Puno 55 KM -  3.827 m
Standortkoordinaten: S15.83873, W070.02602

Durch die Zeitverschiebung sind wir heute sehr früh wach und machen uns bereits um 7 Uhr auf den Weg. Die Landschaft bleibt wunderschön. Warum ist heute soviel los auf der Straße, das war doch gestern nicht so? Wo wollen die alle so früh morgens hin? 

Was sehen meine Augen da? Auf den uns entgegenkommenden Autos sind ja Schafe auf dem Dachgepäckträger festgebunden... Ne, das kann nicht sein. Wenn, dann sind die doch bestimmt tot. Und wieder ein Auto, diesmal sind es Alpakas, die dort wie Gepäck festgezurrt sind. Man nennt so etwas modernen Viehtransport. Sie leben noch, Bindehautentzündung lässt grüßen. 

Bei unserer ersten Pause stehen wir direkt an einer vermeintlichen Bushaltestelle und ein älteres peruanisches Ehepaar kommt auf uns zu und stellt wie immer die üblichen Fragen. Wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin ..... Und diesmal drehen wir den Spieß auch mal um. Nun sind wir diejenigen, die die Fragen stellen. Es stellt sich heraus, dass 10 Kilometer weiter heute ein großer Viehmarkt abgehalten wird. Am Ende des Gespräches bitten uns die beiden noch vorsichtig zu fahren, denn in der letzten Woche hätte es ein Unfall mit tödlichem Ausgang auf dieser Strecke gegeben. 

Zwischendurch denke ich, bin ich noch in Südamerika, oder in Asien? In Peru gibt es auch diese lustigen kleinen Tuk Tuk Taxen.
  
Auf Empfehlung einiger Fahrradfahrer die wir in La Paz trafen, fahren wir zum Hostal Roma. Leider ist dieses ausgebucht. Jetzt geht normalerweise eine langwierige Suche nach einer geeigneten fahrradfreundlichen Bleibe los. Aber wir haben Glück. Direkt um die Ecke entdecken wir ein Hotel. Das Foyer sieht schon mächtig teuer aus und in solchen Hotels ist es fast unmöglich die Fahrräder mit ins Zimmer zu nehmen. Aber fragen kostet ja nichts und nach langen hin und her können wir den Zimmerpreis auf erschwingliche 12 Euro runterhandeln und die Räder dürfen auch mit ins Zimmer.

Tuk Tuk?

30.8. Copacabana - Ilave 93 km, Höhe: 3840 m
Standortkoordinaten: S16.08619, W069.63922

Endlich geht es nach fast 3 Wochen Fahrrad wieder los. Wir verlassen um 9 Uhr die kleine Touristen-Hochburg Copacabana. Das Wetter hat sich gebessert und die Sonne scheint. Nach 10 Kilometern erreichen wir die peruanische Grenze. Die Ausreise ist in 3 Minuten erledigt, nur bei der Einreise hat sich ein großer Reisebus dazwischen gedrängelt. Was für ein Glück, dass wir in Peru die Uhren umstellen müssen und wir 1 Stunde gewinnen. 

Am ersten Tag wollen wir es langsam angehen lassen und nicht gleich wieder 100 KM fahren, nur ist die Fahrbahn so herrlich asphaltiert, dass der Reifen im wahrsten Sinne des Wortes rollt. Landschaftlich ist die Fahrt wunderschön. Wir durchfahren viele kleine Dörfer. Überall an der Straße weiden Schweine, Schafe und Alpakas. Die Peruaner sind sehr freundlich und fast jeder am Straßenrand grüßt. Mittags treffen wir bereits im größeren Dörfchen Juli ein, entscheiden uns dann doch noch die 30 km weiterzufahren, damit wir es nach Puno nicht mehr soweit haben. 

Im Dorf Ilave sind wir eine kleine Tourisenattraktion mit unseren Fahrrädern. Hierhin verirrt sich kaum ein Tourist. Wir übernachten im Hostal Don Nico, wobei das Plakat mit den Bildern der Zimmer an der Hotelfassade nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Auf die Nachfrage, warum denn die Zimmertür nicht abzuschließen sei, kommt nur die Antwort, dass kein Zimmer im ganzen Hostel abzuschließen sei.

Titicacasee peruanische Seite
Peru
Niemandsland
Zwischen Bolivien und Peru

Ausreise Bolivien

29.8. Copacabana - Isla de Sol - Copacabana
 
Ein Besuch auf der Isla de Sol darf bei einem Bolivienbesuch nicht fehlen. Wir buchen eine Bootsfahrt in den Norden der Insel für umgerechnet 3 Euro, Dauer 2,5 Stunden. Die kleine Insel lebt nur vom Tourismus. Was für ein Glück, an diesem Tag ist nicht viel los. Wir entschließen uns zu einer Ganztagestour und wandern bis zur Südspitze der Insel. Die "Pack"-Esel die hier leben, sind wahrhaftig nur Tragetiere. Aber nicht nur die, auch die Menschen. Wer will denn da das Orgelspielen lernen? Vorweg geht die Ehefrau mit zwei Seitenteile eines Bettes, unglaublich und das die steilen Treppen bergauf. Ich beschwere mich nochmal, wenn es mit dem Rad bergauf geht.... 

Alle sprechen von Trucha, mh was ist das bloß? Eine Regenbogenforelle, die einst für mehr Proteine der am Titicasee lebenden Bolivianer sorgen sollte. Heute ist die Trucha in dieser Region eine Delikatesse. 

Von unseren Hotelzimmer haben wir einen wunderschönen Ausblick auf den See und können den Sonnenuntergang aus unserem Bett heraus beobachten. 

Hotel Mirador
Copacabana 
Isla de Sol




"Pack"-Esel

Trucha (Regenbogenforelle)
Sonnenuntergang vom Bett aus

28.8. La Paz - Copacabana
Standortkoordinaten: S16.16615, W069.08982

Um aus La Paz und dem extremen Smog herauszukommen, müssen wir 500 Höhenmeter und 11 km nach El Alto fahren (Mit 22 kg Gepäck). Nein, nicht am ersten Tag, da streike ich ausnahmsweise und ich konnte Simon schnell überzeugen, dass wir einen anderen Weg finden. El Alto ist der ärmere Vorort von La Paz mit viel Markttreiben von morgens bis abends. An ein angenehmes Fahren ist da nicht zu denken. Schnell ein Busticket gekauft und schon geht es ins 161 km entfernte Copacabana. Eigentlich sollte es heute Nacht Hostal Sonia werden, aber der Bus hält genau vor dem Hotel Mirador und wie es der Zufall so will, gibt es heute und natürlich nur heute einen super Sonderpreis für alle Fahrgäste und so zahlen wir nur umgerechnet 10 Euro für das Zimmer mit privatem Bad und Frühstück.

El Alto


Überfahrt nach Copacabana
Blick aus unserem Zimmer

27.8. La Paz (3.600 m) - La Cumbre (4.700 m) - Yolosa (1.200 m) - Coroico (1.500m) - La Paz 82 km

Die Entscheidung steht fest. Unsere B.O.C Fahrräder werden heute richtig gefordert. Wir fahren um 7.30 Uhr los und suchen in La Paz den kleinen Busbahnhof mit den Minivans Richtung Coroico. 5,4 km bergauf...puh was für ein Mist. Nach 1 Stunde finden wir endlich den kleinen Parkplatz mit den Bussen. 

Ticket gekauft und nach 20 Minuten geht es los. Nach etwa einer Stunde sind wir oben angekommen und gefühlt sind wir in einem Skigebiet. Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass es Skigebiete auf dieser Höhe gibt!? Noch ein kurzer Bremsencheck und dann geht es zur ultimativen Downhillfahrt von etwa 70 km. Noch haben wir unsere Winterkleidung an, denn es ist doch Piep....kalt. Die ersten 30 km sind asphaltiert und führen uns etwa 1000 Höhenmeter herunter. Vorbei an wunderschöner Natur mit Wasserfällen. Unsere Winterkleidung ziehen wir aus und steigen langsam auf Frühling um. Jetzt beginnt die eigentliche Schotterstraße Camino de la Muerte (Deathroad), die übrigens von www.welt.de im Juni 2013 zur gefährlichsten Straße der Welt gekürt wurde. Angeblich sterben hier pro Jahr 3 Radfahrer.

Unsere Räder haben keine Federung, so dass es für uns ein hartes Stück Arbeit ist. Wir lassen nach ca. 5 km etwas Reifendruck ab, viel angenehmer. Auf der Strecke herrscht eine andere Verkehrsregel. Hier fahren wir links und nicht rechts, weil der Abgrund bergabgesehen auf der linken Seite liegt und diesen dann vom Steuer eines Autos leichter einsehen kann. 20 km sind geschafft, wir erreichen die Wolkendecke und es wird ein wenig matschig und feucht. Hier ist Vorsicht geboten, es heisst weiterhin volle Konzentration, denn es herrscht ja immer noch Gegenverkehr. Puh, endlich aus der Wolkendecke heraus und die Fahrbahn ist angenehmer zu fahren. 

Was war das? Ich muss etwas mehr Bremsen und verliere die Kontrolle über mein Hinterrad. Das Rad stellt sich quer und schwups steige ich über meinen Lenker ab. Gut, dass ich einen Helm trage. Außer einem blutigen Knie, Löcher in der Hose und im Fahrradhandschuh ist Gott sei Dank nicht mehr passiert. Und zum Glück bin ich weit genug vom Abgrund entfernt. 

So langsam bricht der Sommer aus, denn wir erreichen den Urwald. Tropische Temperaturen heisst auch wieder Mückenalarm. Nach 4 Stunden erreichen wir Yolosa auf 1.200m Höhe. Mann o Mann ist das eine Abfahrt. Die Mountainbiketouren enden hier und die Biker werden mit den Fahrrädern zurück nach La Paz gebracht. Wir müssen uns den Bus zurück nach La Paz erst erarbeiten. 8 km geht es 500 Höhenmetern bergauf, Gott sei Dank ohne Gepäck. Durchschnittsgeschwindigkeit 4 km/h. Um 16 Uhr geht der Bus zurück nach La Paz. Das schaffen wir locker. Um 19 Uhr erreichen wir La Paz und fahren im Dunkeln durch die Stadt zur Casa de Ciclista, wo wir schon von Raul aus Spanien und Marta aus Polen erwartet werden. 

Abfahrt von La Cumbre
Einfahrt zur Camino de la Muerte 
Camino de la Muerte