Montag, 24. Februar 2014


20.02. Bush Camp - Tolhuin 38 km 
Tolhuin - 40 km nach Tolhuin (78 km)
Standortkoordinaten: S54.59682, W067.65854

Ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg. Mit dem Wind lässt es sich noch Leben. Nach 2,5 Stunden erreichen wir die berühmte Bäckerei La Unión. Das Dorf wird von etwa 1850 Einwohnern bewohnt und warum nur ist diese Bäckerei hier das Highlight? 

Fahrradfahrer aus aller Welt treffen sich hier, denn es ist eine Art Casa de Ciclista. Vorbei an den leckeren Plunderteilchen und gefüllten Empanadas (Teigtaschen) gibt es hinten in der Backstube ein Zimmer und sogar eine Dusche und WLAN im Verkaufsraum. Ed, der Engländer schläft seit gestern hier und etwas später kommt auch noch Angus an. Der Spanier lässt auf sich warten.

Simon und ich hecken Plan B aus. Unsere Pause verbinden wir mit Mittag, Kaffee und Abendbrot und verdrücken leckere Sachen. Um 18 Uhr machen wir uns auf den Weg, um zumindest einen Teil der Strecke Richtung Ushuaia in Angriff zu nehmen. Der Wind ist meist an 19 Uhr nicht mehr so stark. Wir fahren erstmal bis es dunkel wird und wir eine geeignete Stelle zum Zelten finden. 

Die ersten 15 km laufen ganz gut, wobei es immer hügeliger wird. Nichts mehr mit Pampa. Wenn der Wind so bleibt, schaffen wir noch einige Kilometer bevor die Dunkelheit anbricht. Um 21 Uhr finden wir ein schönes lauschiges Plätzchen hinter einer kleinen Böschung von wo man uns aus von der Fahrbahn nicht sehen kann. 

19.02. San Sebastián - Bush Camp 150 km
Standortkoordinaten: S54.20628, W067.22024

Der Wind war heute Nacht nicht zu spüren, fast wieder Windstille. Und Simon hat doch extra das Zelt für extreme Winde wie in Patagonien gekauft. Wir frühstücken in Ruhe draußen, nach 2 Minuten werden wir allerdings in das Hotel reingerufen, denn wir sollen unser Müsli im warmen essen und nicht draußen. 

Gestärkt geht es los. Diesmal mit Rückenwind von Beginn an. Die nächste Stadt Rio Grande liegt 77 km entfernt. Die Straße geht Richtung Nordwest und auch der Wind weht in diese Richtung. Um 12.30 Uhr erreichen wir Rio Grande. Der Rückenwind ist ein solches Geschenk, dass wir unsere Vorräte in Rio Grande auffüllen und weiterradeln, denn wer weiß, wie das Wetter morgen wird. Der Plan ist Noch Tolhuin zu erreichen. 

Teils fahren wir an der Küste des Atlantiks, teils im Innenland, wo wir auch wieder die Guanakos bestaunen, die vierte Art der Lamas und viele Reisende haben sie schon fälschlicherweise für Lamas gehalten. Ganze Herden sind hier vertreten. 

Die Luft ist langsam raus, denn der Wind kommt verstärkt als Seitenwind. 59 km vor Tolhuin stolpern wir über den Campingplatz Norte, aber wegen fehlender Duschen und des hohen Preises fahren wir weiter. 37 km vor Tolhuin erreichen wir dann das kostenlose Bushcamp und zelten am Fluss. Zwar auch ohne Dusche, aber wenigstens Wasser. 




Das Ende der Welt ist so nahe..

18.02. Kreuzung Richtung Pinguine (Chile) -
San Sebastián (Argentinien) 87 km
Standortkoordinaten: S53.29909, W068.45631

Bevor wir Richtung Argentinien aufbrechen, wollen wir noch Königspinguine bestaunen. Dafür müssen wir einen Umweg von  30 km in Kauf nehmen. Wir machen uns also um 8 Uhr auf für 15 km gen Süden. Es läuft wie am Schnürchen und um 9 Uhr sind wir da. Am Schild sehe ich, dass der kleine Parque Pingüino Rey (Königspinguin- Park) leider erst um 11 Uhr öffnet. Aber der Pinguinvater hat Mitleid mit uns und lässt uns nicht Stunden warten. Wir dürfen vor Öffnung rein. Nicht nur Pinguine gibt es zu bestaunen, auch Füchse, die anscheinend gerne die jungen Pinguinbabys zum Frühstück verspeisen wollen. Vor Menschen fürchten sich die Füchse ebenfalls nicht. Einer liegt sogar eingeigelt gerade Mal einen Meter von mir entfernt. 

Auf dem Rückweg zur bekannten Bushaltestelle dürfen wir noch eine seltene Spezies von Fuchs erleben. Für ein Foto bleibt er sogar extra stehen. Der Rückweg ist ziemlich anstrengend, da der Wind einsetzt und wir Richtung Norden Gegenwind verspüren, allerdings nur 15 km, welch ein Trost. An unserer Abzweigung nehmen wir das zweite Frühstück ein und freuen uns wie Schneekönige, denn nun ist der satte Rückenwind spürbar. Wie weit wird er wohl reichen? 10, 20 oder sogar 30 km? Bis zur chilenisch/argentinischen Grenze sind es 44 km und die sind mit genialem Rückenwind behaftet. Wir entscheiden uns sogar weiter bis zum argentinischen San Sebastián zu fahren. Dort gibt es genau eine Übernachtungsmöglichkeit. Das Dorf besteht aus sage und schreibe 4 Häusern (Grenze, Polizei, Tankstelle, Hotel). 

Gegen eine heiße Dusche hätte ich ausnahmsweise heute nichts einzuwenden. Das Zimmer ist aber ziemlich teuer und auf die Frage, ob es eine Möglichkeit zum Zelten gibt, meint das nette Mädel: klar hinter dem Hotel, das wäre gratis. Da muss die warme Dusche noch bis morgen warten, das lassen wir uns nicht entgehen. Die Wasserversorgung sowie die sanitären Anlagen sind gesichert. Dafür essen und trinken wir auch sehr günstig in dem kleinen Hotelrestaurant. Wieder mal Glück gehabt. 







17.02. Porvenir - Kreuzung Richtung Pinguine 99 km
Standortkoordinaten: S53.35174, W069.25714

Es ist wie verhext, was ist mit Patagonien los? Wir fahren um 8:30 Uhr los und es weht mal wieder kein Wind und wir hoffen doch so sehr den patagonischen Rückenwind genießen zu dürfen. Aber eines hat uns wieder, nämlich unser Freund die Schotterstraße und das für die nächsten 150 km bis zur Grenze nach Argentinien. Nach 30 Km wendet sich das Blatt schlagartig und ein heftiger Wind aus Norden macht sich bemerkbar. Nur blöd, dass wir in östlicher Richtung unterwegs sind. Die nächsten Kilometer sind unglaublich anstrengend. Zwischendurch darf es auch mal Ostwind sein. 

Nach 58 km an einer Kreuzung schlag ich Alarm und will nicht mehr, denn für die letzen 28 km haben wir über 3 Stunden gebraucht. Nach einer ausgiebigen, man kann schon fast Kaffeepause sagen, wird mein Wunsch erfüllt. Rückenwind und das nicht zu knapp. Wir fliegen nur so dahin, denn wir treten kaum noch. Rückenwind ist: Wenn du mit 30 km/h keinen Fahrtwind spürst. Auch an den  hiesigen Bäumen erkenne ich, wie der Wind meistens weht. Nach 1,5 Stunden später und 40 km mehr auf dem Tacho erreichen wir die Kreuzung Richtung San Sebastián, geht doch. 

Es fängt gerade an zu regnen und da kommt die vor uns stehende große Bushaltestelle gerade recht gelegen. Unser Vorhaben ist die 15 Kilometer entfernte Pinguinkolonie anzuschauen, nur heute ist Ruhetag. Wir entschließen uns dazu spontan, dass die Bushaltestelle heute Nacht unser Quartier wird. Ed, einer der Engländer bleibt auch mit in der kleinen Hütte. Jedenfalls werden wir heute Nacht nicht nass. Nur ein kleines Problem gibt es noch, unsere Wasservorräte sind erschöpft. Mit 0,5 Liter kommen wir nicht weit. Warum eigentlich nicht mal LKW-Fahrer fragen, die haben bestimmt Wasser dabei. Tatsache, ich ergattere 3 Liter Wasser. Unser Abendbrot und unser Frühstück ist gerettet. Ein ganz großer Dank geht heute an die Truckerfahrer. 




Bushaltestelle in der Pampa


16.02. Punta Arenas - Porvenir 15 km
Standortkoordinaten: S53.29828, W070.35814

Nacht gut, alles gut. Wir ärgern uns, dass wir das Zimmer nicht mit Frühstück genommen haben. Eduardo tischt ein tolles Frühstück am Morgen auf, mit allem was das Herz begehrt. Wir genehmigen uns lieber am Morgen nochmal eine heiße Dusche, denn wer weiß, wann es das nächste Mal wieder soweit ist. Leider können wir heute keinen Ruhetag einlegen, da morgen keine Fähre nach Porvenir fährt. 

Die Sehenswürdigkeiten beschränken sich dann eben nur auf den historischen Friedhof. Dominierend sind erst einmal die Grabstätten der Schafsbarone. Sie sind prachtvoll als Mausoleen gestaltet und Zeitzeugen einer vergangenen Epoche in Patagonien. Das Machtimperium Braun/Menendéz basierte auf dem unermesslich großen Land und seiner Schafzucht. 1914 endete allerdings der Trubel: In diesem Jahr wurde der Panamakanal eröffnet und die Hafenstadt und damit auch das Machtimperium geriet ins Abseits. 

Wir schlagen die restliche Zeit bis zur Nachmittagsfähre am Fähranleger tot und bestaunen dabei einige Delphine, die im Wasser miteinander spielen. Mit der Fähre kreuzen wir die Magellanstraße, um auf die Insel Feuerland (Isla Grande de Tierra del Fuego) zu gelangen, Dauer 2,5 Stunden und wie immer sind auch Radler an Bord. 2 Engländer und unseren Bekannten Spanier Francisco, den wir von der Carretera Austral kennen. Von ihm erfahren wir auch, dass man in Porvenir im Garten des kleinen Krankenhaus zelten kann. Warum nicht denken wir. Die Schwester im Krankenhaus kann es nicht entscheiden, der Arzt wird gefragt und der gibt gleich sein ok. Trinkwasser ist auch im Garten vorhanden. Perfekter kann es nicht sein. 

Friedhofs-Mausoleum

Fähre