Donnerstag, 22. August 2013


18.8. La Paz - Rurrenabaque

Nach dem Strapazen der letzten Tage gönnen wir uns ein paar Tage Auszeit im Bolivianischen Urwald. Nur 40 min. dauert der Flug und wir sind vom Flughafen La Paz von 4000 Meter Höhe runter auf 200 Meter und landen auf der kleinen Urwaldpiste von Rurrenabaque. Es gibt auch kein Flughafengebäude, nur die kurze Landebahn. Mit uns im Flieger sitzen weitere elf Personen, die genauso verwirrt dreinblicken wie wir.

Flughafen Rurrenabaque
Ein Truck wird auf die andere Seite des Beni-Flusses befoerdert

17.8. La Paz

Sauberes Bett? Wo bin ich? Ach ja, nach der Ankunft in La Paz hatten wir uns kurzerhand für insgesamt 15 Euro ins Hostel Lions Palace eingemietet. Das haben wir uns einfach verdient. Der Abstieg gestern kam uns dann doch noch sehr lang vor und wir fragten uns des Öfteren, ob wir wirklich diesen ganzen Weg  zum Gipfel heraufgestiegen sind. In mehreren Stunden ging es über das Hochlager zurück zum Basislager und von dort per Minibus nach La Paz.

Von den 9 Bergsteigern die unser Hochlager verlassen haben, haben es nur sieben zum Gipfel geschafft. Die Schottin ist vom Hochlager direkt abgestiegen, der Argentinier musste nach der Hälfte des Weges umkehren. Somit war ich gestern die einzige Frau am Gipfel.







16.8. Huayna Potosi Tour 3. Tag

Pünktlich um 1:00 Uhr wird geweckt. Zum Frühstück bekommen wir fast nichts herunter. Kurz die Wasserflaschen mit heißem Wasser aufgefüllt, so frieren sie zumindest die ersten Stunden nicht ein. Pro Person eine Tafel Schokolade, zwei Müsliriegel, eine Mettwurst und eine Packung Kekse haben wir für den Aufstieg eingeplant. Insgesamt werden wir nur eine halbe Tafel Schokolade essen. Aber das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

2:15 Uhr ist Abmarsch für uns beide mit unserem Bergführer Juan, der uns schon erfolgreich auf den Chankini Gipfel geführt hat. Einige Stunden Aufstieg liegen vor uns. Bestkonditionierte Bergsteiger schaffen die Strecke in 4 Stunden. Die meisten zwischen 5 und 7 Stunden. Dazu kommt der Abstieg. Eigentlich nicht viel, wenn der Sauerstoffmangel in dieser Höhe nicht wäre. 

Auf 5425 dann die erste Pause. „Argentino Camp," meint Juan. Weit und breit nichts zu sehen im Schein unserer Stirnlampen. Skiunterwäsche, Fleecejacke, Daunenjacke, Goretex Jacke, zwei Paar Handschuhe, Mütze, Helm, Plastikbergstiefel, Steigeisen, Eispickel. Da kommt man schon ganz schön ins Schwitzen. Gut, dass wir keinen Rucksack mitgenommen haben, das wäre nur zusätzlicher Ballast. Wenn man sitzt, wird es schnell kalt. Also weiter. Einen Fuß nach dem anderen. Unten im Tal flimmern die Lichter von El Alto, der Millionenvorstadt von La Paz. Bald schon werden wir von kleinen Gruppen schnaufenden Bergsteigern überholt. „Lass sie sich mal alle verausgaben, wir gehen ganz ganz langsam weiter. Gewonnen hat, wer heil herunter kommt." sagt Simon. 

Im Schein der Stirnlampen setzen wir ein Steigeisen vor das nächste. Als wir die erste Steilstufe erreichen, muss ich mich zur Konzentration rufen. Nicht nur gehen, sondern auch noch den Eispickel einschlagen, das kostet zusätzlich Kraft. Oben angekommen ringen auch wir nach Luft. Aber ein Ende ist nicht in Sicht. Den Kopf in den Nacken gelegt sieht man weit oben die Taschenlampen der anderen Bergsteiger flimmern. So weit noch hoch? Das schaffen wir nie!

Bei 5900 Metern und gefühlten Stunden später kommt das, was viele Marathonläufer unter der sogenannten Wand verstehen: Totale Erschöpfung - nichts geht mehr. Wir liegen auf dem Rücken im Schnee und ringen nach Luft. Fünf Minuten Pause gesteht uns Juan ein, dann geht er weiter. Das Seil spannt sich, aber Simon bleibt einfach liegen. „Wer bezahlt hier eigentlich wen" murmelt Simon. Nach weiteren fünf Minuten Pause geht es weiter. Aber schon nach drei Schritten merke ich, dass sich mein Körper in der kurzen Pause nicht erholt hat. 

Ab jetzt müssen wir alle 10 Schritte anhalten und kurz nach Luft schnappen. 6000 Meter, Sonnenaufgang: ich lege mich in den Schnee und genieße das Schauspiel in dieser Höhe. Ich kann nicht mehr weiter. Ich bin zu erschöpft. Juan will weiter und fragt: „Simon, how are you?" Keine Antwort. „Simon?" Jede Antwort kostet Sauerstoff, den man zum Gehen benötigt. Und so signalisiert Simon durch bloßes Aufstehen, dass es weitergehen kann. Diesmal bin ich es die liegen bleibt. Ich bin einfach zu erschöpft um weiter zu gehen. „Komm, die 88 Höhenmeter schaffen wir jetzt auch noch" klingt eine Stimme in meinem Kopf. Muss wohl Simon gewesen sein.

Der Gipfel ist nah. Uns trennen nur noch eine Steilstufe und der gefürchtete lange Gipfelgrad. Steil geht es links und rechts hunderte von Metern in die Tiefe, aber dank Sauerstoffmangel und Erschöpfung empfindet mein Gehirn keine Angst.

Um 7:17 fallen wir auf die Knie. Die Hände auf den Eispickel gestützt, schwer atmend. 6088 Meter! Höher geht es hier nicht. Wir haben es geschafft. Wir stehen auf dem Gipfel des Huayna Potosi (Höhe 6.088 m).

Sonnenaufgang auf 6.000 m Hoehe
Juan auf dem schmalen Gipfelgrad
Huayna Potosi 6.088 m hoch

schmaler Gipfelgrad, Ela vorweg beim Abstieg


Abstieg


15.8. Huayna Potosi Tour 2. Tag

Aufstieg in das Hochlager auf 5.300 Meter. Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen und nur vom Aufstieg zum Highcamp geträumt. Wie sieht es mit Kopfschmerzen und Übelkeit aus? Packe ich das überhaupt heute? Gerade kommen einige Bergsteiger zurück vom Gipfel. Alex der Engländer sieht aus als hätte er gerade den Everest bestiegen. Völlig fertig legt er sich mit dem Rucksack vor die Hütte. Markus, 38 Jahre aus Österreich erzählt, „das war das Härteste, was er je gemacht habe und er hätte am Gipfel geweint." Das französische Pärchen hat es nicht geschafft, ihm seien zwei Fingerkuppen blau gefroren, dies kurz vor dem Gipfel auf 6000 Metern. Er sieht auch völlig erschöpft aus.

Wir machen uns mit 3 Franzosen, 2 Schotten, 1 Argeninier und 1 Israeli auf dem Weg ins Hochlager. Mit mir gibt es nur noch eine weitere Frau in der Gruppe, also 7:2. Das muss doch zu schaffen sein. Zumindest ins Hochlager. Die Gruppe zieht schnaufend an uns vorbei. Wir dagegen lassen es langsam angehen. Einen Fuß vor dem anderen, ganz langsam im Schneckentempo bergauf. Bloß nicht außer Atem kommen. Die Schottin macht schon nach 300 Metern schlapp und schafft es nicht mit dem Rucksack. Ihr Freund muss dafür jetzt zwei tragen. Einen vorne, einen hinten. Wie lange hält er das durch? Keine halbe Stunde. Kurzerhand wird noch ein Guide als Träger abkommandiert. Nach 2,5 Stunden und 550 Höhenmetern sind wir am Hochlager angekommen. Eine ganz kleine Wellblechhütte in der gerade 9 Personen Platz finden. Gekocht wird provisorisch im Vorraum. Es gibt Spaghetti ohne Sosse, dafür mit zwei kleinen Würstchen. 

Wir gehen heute sehr pünktlich ins Bett, denn morgen früh um 1:00 Uhr wird geweckt. Um 18:30 sind sogar die drei Franzosen still. Auf 5300 Metern übernachten ist nicht so einfach. Jeden dritten Atemzug müssen wir wiederholen. Irgendwann macht Simon die Außentür auf und endlich kommt etwas Sauerstoff in die Blechhütte.

Aufstieg ins Hochlager


14.8. Huayna Potosi Basislager Tour 1. Tag 4.750 m

Die Aufregung steigt. Nach dem ausgiebigen Frühstück im Basislager ruhen wir uns noch ein wenig aus. Wir testen heute unsere Ausrüstung auf Herz und Nieren. Wir werden intensiver ins Eisklettern eingeweiht, wer weiß, ob wir dass die nächsten Tage benötigen. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir am Gletscher angekommen. Wir testen die Steigeisen und gehen den Gletscher schräge bergauf... Mann o Mann ist das anstrengend auf 4900 Metern. Da muss man schon mal doppelt Luft holen. Die weitere Aktion an diesem Nachmittag ist das Klettern mit Steigeisen und zwei Eispickeln, immer die Eiswand hinauf. Unser Guide Cristobal sichert uns von unten. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Da wir das Topropeklettern aus der Kletterhalle kennen, soll es für uns kein Problem darstellen. Das Training ist am Nachmittag abgeschlossen und wir wandern gemütlich wieder hinunter zum Basislager, um den Nachmittag ausklingen zu lassen. Noch den Coca-Tee Literweise getrunken, Abendessen und ab ins Bett.