Donnerstag, 27. Juni 2013

24.6. Los Penitentes - Las Cuevas 25 km, Höhe: 3200 m
Standortkoordinaten: S32.81395, W070.04730

Es geht bergauf und bergauf. Drei Sessellifte hat Los Penitentes, einen Kiosk und einige Hotels. Es geht weiter an Puenta del Inca, einer Natursteinbrücke vorbei. Der Höhenmesser zeigt 3000 Meter. Schnee soweit das Auge reicht. Kurz hinter der Kurve dann der freie Blick auf den Gipfel des Aconcagua, der nur noch 30 km entfernt ist. Hier beginnt für die Bergsteiger der Weg ins Basislager. Mit 6962 Metern hält er mehrere Rekorde: höchster Berg Argentiniens, höchster Berg Südamerikas, höchster Berg Amerikas und höchster Berg außerhalb Asiens.

Las Cuevas ist der letzte Ort vor der Grenze. 20 Häuser -  hier gibt es nichts, außer einigen Restaurants, die aber nur im Sommer geöffnet sind. Das einzige Hostel hat geschlossen. Und wo jetzt schlafen? Es ist bereits 16:45 Uhr. Wenn die Sonne untergeht wird es richtig kalt. 

Am Ortseingang gab es doch ein Refugio. Also zurück. Der Eingang ist sogar vom Schnee geräumt, aber die Türklinke ist demontiert. Draußen hängt eine große Glocke. Wir läuten. Nichts tut sich. Siesta oder ist das Haus verlassen? Nach einigen Minuten läuten wir nochmals. Es tut sich etwas. Ein verschlafener Mann öffnet die Tür. Also doch Siesta. 

Die Hütte ist total heruntergekommen. Die Doppelstockbetten sind so durchgelegen, dass du kein Kopfkissen benötigst, da dein Kopf und deine Füße eh höher liegen als dein Rumpf. Es gibt keine Heizung. Im Zimmer ist es 5 Grad kalt, es ist 20:06 Uhr. Wir liegen in unseren warmen Daunenschlafsäcken. Zum Glück sind wir noch alleine im Achtbettzimmer. Ob das so bleibt?

Los Penitentes
Puente del Inca
Zum Glück ist die Straße schneefrei
Ganz schön kalt

23.6. Uspallata - Los Penitentes 68 km 2.700 m
Standortkoordinaten: S32.84805, W069.81913

"Wo wollt ihr hin?" Wir stehen an der Straßensperre kurz hinter Uspallata. Zig LKWs stehen auf dem Parkplatz. Die meisten Autos werden zum umkehren aufgefordert. Die Grenze ist wegen Schlechtwetter und vereister Straße gesperrt. "Los Penitentes" antworten wir dem Polizisten. "Wirklich nicht weiter?" Und ihr nehmt nicht den Tunnel? "Nein!" und wir dürfen passieren. Wir sind ganz allein auf der Straße in grandioser Landschaft. Nach dem vorgestrigen Tag sei uns so ein LKW-freier Sonntag auch gegönnt. 

Drei Dinge, die heute für uns neu sind: 1. bergauffahren mit Gegenwind, eine ganz tolle Kombination; 2. die erstaunlich häufige Benutzung des ersten Ganges; und 3. Zelten im Schnee. Kurz vor dem Skiort Los Penitentes schlagen wir unser Zelt im Garten bei Fernando auf, der eine kleine Hütte (1 Schlafzimmer) besitzt, die er vermietet, die allerdings bereits belegt ist. Trotzdem dürfen wir dort Duschen und die Küche benutzen. Abends lernen wir noch Daniel den argentinischen Bergführer aus Uspallata kennen, der gerade mit seinem Schüler vom Eisklettern kommt. Daniel hat bereits 33 x den Aconcagua bestiegen. Sein großes Vorbild, wie soll es anders sein, ist Reinhold Meßner.





22.6. Portrerillos - Uspallata 49 km
Standortkoordinaten: S32.65136, W069.36315

Heute treten wir ein wenig mehr in die Pedale, da es immer wieder bergauf und bergab geht. Hoffentlich nicht zu lange bergab. Wir kommen rechtzeitig an der Jugendherberge vor Uspallata an und freuen uns auf eine richtige warme Dusche. Wir haben noch Glück, denn die funktioniert bei uns noch. Die anderen, die von Ausflügen wiederkamen hatten weniger Glück. 

Leider machen wir heute auch eine schlechte Erfahrung. Während des Kochens in der Gemeinschaftsküche wechselt unser Sparschäler, eine faltbare Tasse, ein Gewürzstreuer und unsere Streichhölzer den Besitzer. Und es war noch nicht mal viel los in der Küche, da die Argentinier ja sehr spät essen und wir eher früh. Es kommen nur zwei Personen in Frage. Der komische Kautz, der bei der Jugendherberge arbeitet und andauernd durch die Flure schleicht oder der Typ der nur mal eben Wasser kochen wollte und verdächtig nahe an unseren Kochutensilien stand. Hätten wir es nicht selber erlebt, wir würden es nicht glauben. Zusammen kosten die Dinge ja gerade mal 20 Euro. 

Difunta Correa


21.6. Mendoza - Portrerillos 72 km
Standortkoordinaten: S32.95463, W069.19697

Kurz hinter Mendoza biegen wir von der Ruta 40 rechts ab auf die Ruta 7. Ab hier geht es in die Anden. Für uns bedeutet das bergauf. Es gibt mal wieder keinen Standstreifen und auf der zweispurigen Straße wird es regelmäßig recht eng. Eine schier endlose Blechlawine rollt mit uns in Richtung Chile. Wo wollen die alle hin? Langsam dämmert es uns. Gestern, Donnerstag, war Feiertag und heute ist Brückentag und ganz Argentinien scheint im Auto zu sitzen. Vollgepackt mit Kind und Kegel und auf den Ladeflächen der Pickups die Motorkrossmaschinen, Quads, Surfbretter oder Mountainbikes. Das Wetter ist hervorragend. Vor dem blauen Himmel zeichnen sich bei glasklarer Luft die Andengipfel ab. Die Strecke könnte so schön sein, wenn wir nur einen Tag später gefahren wären und somit den Wochenendverkehr nicht hätten. 

Es geht bergauf, Kilometer für Kilometer. Das Ziel ist klar: Der Bermejo Pass. 3200 Meter hoch und Grenze zwischen Argentinien und Chile. Im Winter wegen schlechtem Wetter häufig gesperrt. Heute ist übrigens Winteranfang in Argentinien. Wir wollen den Pass in den nächsten Tagen erreichen. 1800 Höhenmeter haben wir uns schon mühsam erarbeitet. Und zum ersten Mal heute geht es nun bergab. Hoffentlich nicht so weit, denn das müssen wir alles wieder hochstrampeln. Ein Stausee kommt in Sicht an dessen Ufern wir heute Abend zelten wollen. Der Tacho zeigt 45 km/h an. Bergauf ging es mit 8 km/h. 

Wie fahren sich eigentlich die vollgepackten Reiseräder bei sagen wir mal 50 km/h? Ist das überhaupt möglich? Schließlich fahren wir keine Rennräder. 47,5 es geht immer noch bergab. Ich trete in die Pedale. 48,5 da geht noch was. 50 muss doch zu schaffen sein. Noch mal ordentlich treten und ducken: 52 km/h. Geht doch! Ich verlagere meinen Schwerpunkt und leite die Kurve ein. Der Fahrtwind bremst mich ab und ich lasse bis zum Stausee ausrollen. Es sind die kleinen Dinge, über die man sich bei so einer großen Reise freut. 



Auf in die Anden
Spanisch für Anfänger

Am Stausee von Portrerillos
20.6. San Martin - Mendoza 47 km
Standortkoordinaten: S32.88847, W068.84402

"Ich bin dreißig Jahre gereist und es war in den letzten Jahren immer dasselbe in den Hostels: die Reisenden unterhalten sich nicht mehr. Jeder sitzt nur noch vor seinem Laptop, Telefon oder sonstigem internetfähigen Gerät und surft, mailt oder chattet. Deshalb gibt es bei mir hier im Hostel zwischen 19:00 und 20:00 Uhr die internetfreie Stunde. Und am besten unterhalten kann man sich ja bekanntlich bei einem Schluck Wein. Deshalb ist hier in der Zeit der Wein kostenlos" erzählt uns die Besitzerin Manuela im akzentfreiem deutsch. Manuela kommt aus Neuseeland und ist die Besitzerin des Hostels in dem wir heute nächtigen und die uns beide schon um 16:00 Uhr zur Weinprobe an den Tisch zitiert hat. "Die Fahrräder könnt ihr hier übrigens nicht im Hof anschliessen. Irgendwann werden die Gäste hier durch den ganzen Wein fummelig und fangen an zu drehen und zu schalten und ich kann für eure Fahrräder keine Garantie mehr übernehmen. Schliesst sie lieber an das Eisentor. Das ist auch noch kameraüberwacht." Wir hätten die Räder lieber im Hof gelassen. Aber mit dem Hinweis, das die Fahrräder ultrarobust und Made in Germany sind, konnten wir Manuela auch nicht überzeugen. Vier Flaschen und drei Stunden weiter fängt dann für die anderen Gäste die kostenlose Weinstunde an.

Weinprobe im Hostel in Mendoza