Sonntag, 29. Dezember 2013


28.12. San Carlos de Bariloche 15 km
Standortkoordinaten: S41.12343, W071.37077 Höhe 830 m

Ich kann heute nicht weiter und daher bleiben wir hier. San Carlos de Bariloche ist im Winter ein bekanntes Skigebiet in Argentinien und vergleichbar mit San Anton in Tirol: nicht gut, aber dafür schick und teuer. Hunderte von hochpreisigen Unterkünften und diverse Souvenirläden. Und es sieht zum Teil wirklich aus wie in der Schweiz. Es gibt auch viele Schokoladenläden und auf dem Hauptplatz kann man sich mit einem Bernadiner ablichten lassen. Ja, keine Frage, er hat auch das obligatorische Schnapsfass um den Hals hängen! Im Supermarkt ergattern wir leckeres argentinisches Rindfleisch zum Abendessen, denn auf dem Zeltplatz befindet sich ein Grill. Die Sonne scheint - Ausruhen ist angesagt.
27.12. Petrohué (Chile) - San Carlos de Bariloche (Argentinien) 54 km
Standortkoordinaten: S41.12343, W071.37077 Höhe 830 m

Unsere Fähre geht um 10.30 Uhr (südamerikanische Zeit). Genügend Zeit um zu frühstücken und die Aussicht auf die Berge und den See zu genießen. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir ein oder zwei Tage nach Bariloche benötigen. Um 11 Uhr geht es dann endlich los mit der ersten Überfahrt nach Peulla. Die Fahrt dauert knappe 2 Stunden und würde man die chilenische Fahne an Deck nicht sehen, könnte es auch ein Schweizer See sein. Wir genießen den Ausblick auf die wunderschöne Landschaft. Der Vulkan Osorno ist das Glanzstück auf dieser Schifffahrt. Was ich erstaunlich finde ist, dass die Fähre komplett ausgebucht ist, schätzungsweise mit 250 Passagieren. 

Um 13 Uhr sind wir im kleinen Peulla angekommen. Der Ort besteht aus 3 Hotels und einem Ausreisebüro, in dem wir uns auch den chilenischen Ausreisestempel holen müssen. Ein Teil der Tagestouristen unternehmen Wanderungen in der Gegend oder buchen einen Helikopterrundflug zum Vulkan Osorno. Für uns bleibt keine Zeit, denn wir wollen die nächste Fähre in Puerto Frías erreichen. Wann die genau geht, hängt wohl von dem Zeitplan der Touristen ab. Gegen 17 Uhr wird heute geschätzt. Das wird knapp für uns, denn wir müssen über einen Teil der Anden, die 1000 Höhenmeter Arbeit von uns erwarten. 

Unser Anhaltspunkt, ob wir die Fähre schaffen, oder nicht, ist der der letzte Touristenbus, der ebenfalls Richtung Bariloche fährt. Für uns geht es ohne Mittagessen schnurstracks auf Schotterpiste geradeaus. Nach etwa 10 km kommt uns ein französisches Tandempärchen aus Bariloche entgegen. Schneller Smalltalk und wir müssen weiter. Nach etwa weiteren 2 Kilometern, noch 2 Radfahrer, nur können wir nicht stoppen, wir wollen die Fähre erreichen. Bei der letzten uns entgegenkommenden Radfahrerin müssen wir anhalten, denn es ist Veronika, die wir in der Casa de Ciclista in Bolivien, La Paz, trafen. Wir freuen uns sehr wieder jemand ein zweites Mal zu treffen. 

Mein Magen hängt auf halb acht, wir machen erstmal Pause und das Wichtigste, trinken. Es ist hier so heiß und das schlimme, Stechmücken und Bremsen erschweren uns den Weg. Stehenbleiben ist eigentlich nicht drin. Die ersten 19 km sind geschafft. Die Getränke sind leer, aber wie immer gibt es auch hier deinen Freund und Helfer die Polizei, so mitten im Wald. Wir dürfen neues kaltes Wasser tanken und nun geht auch die Schufterei los. Laut Polizist, 8 km subida von 100 m auf 1000 m und 4 km bajada. Ach ja, es ist übrigens immer noch Schotterpiste und es bleibt Schotterpiste. Stellenweise ist gar nicht an Radfahren zu denken, da wird geschoben. 

Wenn die Berechnungen des Polizisten stimmen, sind es noch 3 km bis zum Pass. Uns hat erst der erste Touribus überholt. Es bleiben uns noch 45 Minuten bis zum letzten Bus. Wir werden das bestimmt schaffen und pünktlich vorm Eintreffen des Passes überholt uns der zweite Bus. Plötzlich steigen einige Touristen aus und machen Fotos von uns, wie wir sozusagen die Ziellinie (Pass zur argentinischen Seite) überqueren. Simon versucht  noch von jedem 3 Dollar pro Foto zu ergattern, aber diesmal klappt es nicht. Die letzten 4 km sind easy zur nächsten Fähre zum Puerto Frías. Wir kommen sogar noch vor dem letzten Bus an. Auch hier gibt es ein kleines Häuschen mitten im Wald und das ist diesmal das argentinische Grenzhäuschen. 50 Minuten später fährt auch die Fähre zur 25 minütigen Fahrt auf dem Lago Frías ab zum nächsten Stop. Zur nächsten Fähre sind es nur 3 km auf Schotterpiste und die schaffen wir sogar noch vor den Touristen. Das ist die letzte Fährfahrt für heute. Der Guide auf dem Schiff erklärt ersteinmal via Mikrofon den Touristen, was wir heute geleistet haben, denn sie wurden von Bussen kutschiert und die beiden hier sind mit dem Rad gefahren. Es gibt grossen Applaus für uns und anschließen werden wir mit Fragen bombadiert und witzigerweise sind es wieder vorwiegend die Kolumbianer, die sich für uns Gringos interessieren. Mittlerweile ist es auch schon 19.45 Uhr und ich bin ziemlich k.o. Um 20.30 Uhr landen wir im Puerto Pañuelos. Die Gegend hier ist wunderschön, sie wird auch die argentinische Schweiz genannt, denn vor allem Schweizer, Deutsche und Norditaliener sind in das Seengebiet eingewandert und haben dort ihre Spuren hinterlassen. So erinnert die eigentümliche Bauweise in den patagonischen Anden an den alpenländischen Stil oder Schweizer Chalets. Der Tag ist für uns noch nicht zu Ende. Bariloche liegt noch 25 km vor uns. Das schöne ist, es ist Sommer und es bleibt bis 21.30 Uhr hell. Ab Puerto strampeln wir was das Zeug hält. 20 km sind es bis zu unserem Campingplatz El Yeti, den uns Veronika empfohlen hat. Es geht rauf und runter. Wir kommen um 22.15 Uhr im Dunkeln an und bauen das Zelt auf und fallen hundemüde in den Schlafsack.





Und wieder der Vulkan Osorno

Kurz vorm Aufstieg
Lago Fría

26.12. Puerto Varas - Petrohué 65 km
Standortkoordinaten: S41.13512, W072.40025

Nach unserem ausgiebigen leckeren Frühstück im Hostal brechen wir auf. Der Himmel ist von Wolken übersät und es gibt Nieselregen. Der Weg führt entlang des wunderschönen Sees Llanquihue. Um auf die argentinische Seite zu gelangen, müssen wir drei Seen mit der Fähre überqueren. Im Laufe des Vormittages ändert sich das Wetter und die Sonne strahlt. Es ist nicht komplett plano, aber anstrengend ist es auch nicht. Am Nachmittag erreichen wir den Lago Todos los Santos. Wir suchen uns ein Plätzchen auf dem Campingplatz der Nationalparkverwaltung mit Blick auf den See. Bei herrlichem Wetter lassen wir den Tag hinter uns. So macht zelten Spaß. 


Puerto Varas

Traumhafte Radstrecke nach Petrohué
Zelten am Lago Todos Los Santos



25.12. Puero Varas 
Standortkoordinaten: S41.31380, W072.98541

Planungs- und Ruhetag. 
24.12. Bogotá (Kolumbien)- Puerto Montt/Puerto Varas (Chile)
Standortkoordinaten: 41.31380, W072.98541

Fröhliche Weihnachten wünschen wir allen.
Unser Transport zum Flughafen ist auch gesichert. Kevin's Vater aus der Kartonfabrik holt uns überpünktlich aus unserem Hostal ab. Wir staunen nicht schlecht, denn die Fahrt geht in einem riesigen knallgelben Chevrolet Pickup Baujahr 1970! zum Flughafen. Es klappt wieder alles reibungslos. Pünktlich um 00.15 Uhr hebt der Flieger ab. 

In Santiago steigen wir um, nur müssen wir das Gepäck rausholen, da wir durch den Zoll müssen. Danach wieder einchecken. Wird alles ein wenig knapp, denn wir warten länger auf die Fahrräder. Noch 45 Minuten bis zum Abflug nach Puerto Montt. Das schaffen wir nie mit den Rädern. Zum Glück kommen wir überall schnell durch. Nun heißt es Gepäck und die Räder neu aufgeben. 20 Minuten vor Abflug sitzen wir am Gate. Nochmal alles gut gegangen. Plötzlich werden wir zwei aufgerufen und es heißt am Gate, bitte gehen sie schnell nochmal zurück zum Check-In, es gibt Probleme mit Ihren Rädern. Das ganze Spiel nochmal. Simons Karton kann nicht durchleuchtet werden, da er zu sperrig ist. Kartons wieder geöffnet, Fahrräder rausgeholt und dann werden wir nach den Ersatzzeilen befragt, die sich dort am Rahmen befinden. Sehr lustig, unser Flieger geht in 10 Minuten. Nach kurzer Diskussion und Begutachtung darf das Rad wieder in den Karton. Aber nun schaffen die Herren es leider nicht mehr, die Fahrräder in die Maschine zu verladen. Die kommen dann mit der nächsten. Auch gut. Wir müssen uns beeilen, noch 5 Minuten. Schnell wieder durch Kontrollen und wir sind natürlich die letzten Passagiere und hinter uns wird das Gate geschlossen. Puh, was für eine Aufruhr. 

In Puerto Montt angekommen, staune ich nicht schlecht, das sind doch unsere Fahrradkartons, zwar ziemlich ramponiert aber alles heil. Wir entscheiden uns für das 20 km entfernte Dörfchen Puerto Varas an dem Llanquihue See. Ein lauschiges Plätzchen. Zur Feier des Tages dürfen wir heute im Hostal Compass del Sur zelten, was hier keine schlechte Wahl ist. Frühstück und alles all inklusive, sogar Heiligabend darf ich heiß duschen. 

Wir erkunden noch das kleine Dorf, welches sehr von deutschen Einwanderern geprägt wurde, die sich hier Ende des 18. Jahrhunderts niederließen. Im Restaurant Club Alemán gibt es auch alles was das Herz begehrt und nach Monaten Reis mit Hähnchen und Bohnen läuft uns bei der ausgehängten Speisekarte das Wasser im Munde zusammen. Schweinshaxe mit Sauerkraut und Knödeln, Wiener Schnitzel, Birnen Bohnen und Speck, Nürnberger Rostbratwürstchen und und und. Leider schließt das Restaurant heute am Heiligabend schon in zehn Minuten. Mit so einem Heißhunger bleibt uns nichts anderes übrig als die gemütliche Pizzeria gegenüber zu stürmen. Danach noch schnell ins Café, denn es gibt richtigen Blaubeerkuchen. Sündhaft teuer, aber Halleluja, er ist nicht staubig wie die immer gleichen geschmacklosen trocken-pappigen Gebäckstücke in Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien.



Vulkan Osorno von der Luft aus

Mit Sack und Pack vorm Hostel

Strand am Lago Llanquihue