Samstag, 29. Juni 2013

27.6. - 28.6. Santiago de Chile

Ruhetage wegen Regen / Sightseeing.

26.6. Los Andes - Santiago de Chile 81 km
Standortkoordinaten: S33.44310, W070.66251

Tatort Autobahn A57, dreißig Kilometer vor Santiago: Im Fahrradrückspiegel leuchtet Blaulicht (hier in Chile ist es Rotlicht) auf. So, jetzt sind wir dran! Nachdem wir kurz hinter Los Andes in einem elendig langen Tunnel schon einen mittelschweren Stau verursacht haben, ist die Gendarmarie uns nun auf den Fersen. Sekunden später kommt die Durchsage durch das Megafon. Der Polizeiwagen überholt uns und hält uns ... nicht an. 

Was auch immer sie uns über das Megaphon mitteilen wollten, wir haben es nicht verstanden. Vielleicht: "Ey ihr beiden, tretet mal ein bisschen in die Pedalen, das hier ist eine Autobahn und kein Wanderweg."

Im Großraum Santiago zerrt das Fahrradfahren auf der Autobahn mächtig an den Nerven. "Die überholen dich rechts und links mit hundert Sachen und fahren wie die Henker. Besonders die Autobahnauf- und ausfahrten sind äußerst gefährlich wenn du geradeaus weiterfahren möchtest."





25.6. Las Cuevas - Los Andes 70 km
Standortkoordinaten: S32.83535, W070.59633

Wir blieben im Zimmer Gott sei Dank alleine. Lange Skiunterwäsche, Fleecepullover, Daunenjacke, Mütze, Handschuhe: Es ist kalt! Drei Tage war die Grenze aufgrund schlechtem Wetter gesperrt und morgen soll es wieder schneien. Also lieber schnell passieren. Gestern sind drei Franzosen mit Fahrrädern über die Grenze gefahren, die sassen drei Tage in Las Cuevas in diesem kalten, heruntergekommenen Refugio fest. Da haben wir ja mal wieder Glück. 

Den 10 km langen Grenztunnel dürfen wir mit Fahrrädern nicht passieren. Dafür transportieren uns die argentinischen Grenzer mit einem Pickup durch den Tunnel und übergeben uns auf der anderen Seite des Gebirges den chilenischen Kollegen.

Wenn der erste Eindruck nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Ländern zählt, dann wird Chile ein wunderschönes Reiseland werden. Die Grenzer sind nett und in wenigen Minuten haben wir die Stempel in den Pässen. Die umliegenden Gipfel werden in die ersten Sonnenstrahlen getaucht, tiefblauer Himmel, der Schnee glitzert, ein toller Anblick. Ein letzter Bremsencheck, denn ab jetzt geht es bergab. Der Chefmechaniker gibt das OK und schon geht es los. Und zwar ununterbrochene kurvenreiche 60 km. Der schlechte Asphalt rüttelt am Lenker. Wir überholen die ersten Laster, die mit Motorbremse versuchen, die Geschwindigkeit zu verringern. Die Füße sind vom eiskalten Fahrtwind schon taub. Wir haben ja nur Turnschuhe mit. Am Fahrbahnrand liegt Rollsplitt. Wir fahren in der Mitte und hoffen, dass keine vereisten Stellen auftauchen. Schneller und schneller. Erst 50, dann 60, dann 70. Und wir ohne Helm. Bei 73 km/h kommt die nächste Kurve in Sicht. Langsam abbremsen. Bei den Geschwindigkeiten muss man sich schon auf sein Fahrrad verlassen können. 

Nach dreißig Kilometern die erste Pause. Meterhohe Kakteen wachsen neben dem kleinen Restaurant, die Sonne brennt und wir merken erst als ein Autofahrer im T-Shirt aussteigt, dass wir noch die Daunenjacken tragen. Wir haben es geschafft: mit dem Bermejo Pass haben wir die Anden überquert- mit dem Fahrrad im Winter. Die Anden liegen nun hinter uns, vorerst. 

Irgendetwas ist hier anders. Haben wir den Kontinent gewechselt oder nur eine Landesgrenze überschritten? Irgendwie ist alles so grün, so sauber, so freundlich. Und wieso haben die hier keine Gitter an den Fenstern?
Morgens vor dem Grenztunnel 

Hinter dem Grenztunnel 

Welcome to Chile, geschafft!!!