Montag, 23. Dezember 2013

23.12. Bogotá 

Gestern sind zwei Belgier auch hier in das Hostal gezogen und der eine kommt uns sehr bekannt vor. Was soll ich sagen, wir trafen uns am 01.10. in Caraz (Peru). Die Welt ist klein. Sightseeing lassen wir ausfallen, letzte Einkäufe müssen erledigt werden und dann heißt es auch schon auf Wiedersehen Kolumbien. 

Ein kleines Fazit möchten wir hier an dieser Stelle für Kolumbien loswerden. Wir hätten im Leben nicht daran gedacht, dass Kolumbien ein so freundliches und aufgeschlossenes Land gegenüber Touristen ist. Wir sprachen auch mit einigen jüngeren Leuten, die uns auch fragten, wie wir uns hier in ihrem Land fühlen. Sie wissen, wie über Kolumbien im Ausland oft gedacht wird. Hätten wir es besser gewusst, hätten wir unsere Reisepläne anders gestaltet.  Start in Bogotá, Ziel Ushuaia.

Wir melden uns wieder aus Chile. Fröhliche Weihnachtsfeiertage!

22.12. Bogotá 
Standortkoordinaten: N04.59959, W074.06953 Höhe 2630 m

Die Entscheidung am Morgen steht fest. Ein Umzug muss her, egal wie viel ich auch mehr für das Zimmer bezahlen muss. Nach dem dritten Hostal entscheiden wir uns für das Hostal Casu, sehr liebevoll eingerichtet und die Besitzerin macht uns auch noch einen Sonderpreis, da unser Flieger erst morgen in der Nacht geht. Wir ziehen gleich ein paar Straßen weiter. Die Ruhe ist schon am Nachmittag zu spüren. Ich hoffe nur, dass unsere Fahrradkartons nicht im alten Hostal angeliefert werden. Aber auch das klappt reibungslos. Am Nachmittag steht Kevin mit unseren Kartons vor der Tür. Dann sind wir ja fast fertig für unseren Abflug nach Chile, um die berühmt berüchtigte Carretera Austral zu befahren. Unser Kilometerzähler zeigt am Ende des nördlichsten Punkt für uns nach knapp sieben Monaten 7281 km an. 
21.12. Silvania - Bogotá 60 km
Standortkoordinaten: N04.59959, W074.06953 Höhe 2630 m

Ich habe heute Morgen so richtig keine Lust. Es geht auch schon gut los. Direkt ab dem Hotel heißt es bergauf. Wie weit, wissen wir nicht. Vielleicht ist es der letzte große Frühsport hier für uns in Südamerika mit 25 km Anstieg durchgehend im ersten Gang und über 1000 Höhenmetern. Aber: der Kenner schweigt und geniesst! Da helfen auch die nach oben ausgestreckten Daumen der auf der Gegenfahrbahn im Stau stehenden Autofahrer nicht. Viele von ihnen fahren die Fahrräder auf dem Dach spazieren. Wo wollen die hin? Wochenendausflug in die Sonne nach unten. 

Nach den ersten 7 km die erste Kaffeepause. Ich will nicht mehr. Es geht sehr schleppend voran und wir haben noch 53 km vor uns. Das schaffen wir nie wenn es so weiter geht. Danach werden die Pausenabstände immer kürzer. Hier und da genehmigen wir uns Malzbier, frisch gepresste Säfte, Wassermelone und Kuchen, sonst halten wir es heute nicht aus. Je höher wir kommen, desto kühler wird es auch. 

Die Saunaluft ist mittlerweile nicht mehr vorhanden. Nach 20 km nur bergauf frage ich mal vorsichtig bei einem Kolumbianer nach, wie weit es denn noch bergauf geht? Er meinte, es wären nur ein paar Kilometer und dann ein ganzes Stück bergab. Ob ich ihm das glauben soll? Aber tatsächlich: Bei km 25 erreichen wir endlich den Pass mit einer Höhe von 2800 m. Nun müssen wir die Jacken anziehen, denn die Abfahrt wird bestimmt kalt. Eine schöne 10 km Abfahrt, gefolgt von einer kurzen Anstiegsstelle und dann ist Aufatmen angesagt. Wir rollen quasi Plano in den Vorort Soacha ein. Bis ins historische Zentrum von Bogotá sind es dann nochmal 20 km. Das ist die angenehmste Einfahrt in eine Großstadt, die wir je in Südamerika hatten. Vor allem das tollste: in Bogotá gibt es 350 km Radwege. Es ist die fahrradfreundlichste Stadt Südamerikas, da kann sich Deutschland eine Scheibe von abschneiden. 

Unterwegs versuchen wir in Fahrradgeschäften Kartons für unseren bevorstehenden Fug zu bekommen. Fehlanzeige. Aber dank eines Tipps, gibt es eine Kartonfabrik, bei der wir die Kartons anfertigen lassen können. Das wird bestimmt teuer. Wie der Zufall es will, kommen wir auch genau an dieser vorbei. Fragen kostet ja bekanntlich nichts. Kurz ausgemessen und dann der Preis: 6 Euro pro Stück. Da überlege ich doch nicht lange. Und das Beste ist, sie werden für 8 Euro angeliefert. Das Problem ist schon mal gelöst. Im historischen Stadtteil La Candelaria angekommen, schauen wir uns einige kleine Hostels an, teuer und nicht gerade einladend. Eine Besitzerin, die leider kein Platz mehr frei hat, ruft gleich einen Kollegen an und dieser holt uns ab. Sein Hostal hätte noch ein Zimmer. Anschauen kostet ja nichts. 

Die erste Nacht ist etwas teuer, aber für eine zweite und dritte Nacht könnten wir einen günstigeren Preis erhalten. Eine Küche ist auch vorhanden, also perfekt. Nur irgendwie waren Simon und ich blind. Das Zimmer ist zur Fußgängerzone heraus, angrenzend an einen kleinen Platz. Wir befinden uns im Erdgeschoss. Keine halbe Stunde später fangen auch schon die Straßenmusiker, die sogenannten Hängengebliebenen wie wir sie nennen, an zu spielen. Mist und dass nach einem harten Tag. Am Nachmittag stellen wir auch noch fest, dass auf dem kleinen Platz eine Bühne aufgebaut ist und Livemusik am Abend gespielt wird. Heute ist Samstag Abend und wir werden im Hostal Casa Bellavista bestimmt keine Auge zumachen und das bei unseren 1523 Höhenmetern, die mühsam erarbeitet wurden. Irgendwann schlafen wir doch ein. Immer wieder werden wir in der Nacht von leeren Bierflaschen oder Gegröle geweckt. 


20.12. Melgar - Silvania 52 km
Standortkoordinaten: N04.40193, W074.38446, Höhe: 1480 m

Wir befinden uns wieder früh auf der Straße, es ist heute mehr los. Na gut, dass es einen Standstreifen gibt. Die Sonne lässt sich diesmal Zeit, was gut ist, denn heute heißt es wieder pumpen was das Zeug hält. Die Strecke ist recht unspektakulär. Die ersten 14 Kilometer kommen wir noch sehr gut voran. Dann erreichen wir einen Tunnel, den wir nicht befahren dürfen. Eine Ausweichstrecke gibt es nicht. Aber vielleicht kann uns die Straßenmeisterei rüberbringen, das machen die doch immer? Leider hat diese nur einen Wagen, auf dem Fahrzeuge transportieren werden. 

Aber die Kolumbianer sind so freundlich und engagiert, dass der Herr von der Straßenmeisterei sofort einen Pick-up für uns anhält und wir mit den Rädern problemlos durch den Tunnel kommen. Während der Fahrt frage ich den netten jungen Mann, wo er hinfährt, denn eigentlich könnten wir ja sitzen bleiben. Leider geht das nicht, da das Fahrzeug von der Gemeindeverwaltung ist und es ausdrücklich verboten ist, "normale" Passagiere zu befördern. Schade, aber na gut, also müssen wir selbst weiterradeln. 

Wir wollen heute so weit kommen wie es geht, denn die härtere Strecke liegt am morgigen Tag vor uns. Wir erreichen am Mittag bereits Silvania und wollen einfach nicht mehr weiterfahren. Mehr als 1000 Höhenmeter ging es heute für uns wieder bergauf. An der Straße gibt es einige Übernachtungsmöglichkeiten. Wir nähern uns langsam der Hauptstadt Kolumbiens und die Essens- und Getränkepreise steigen.

Unten rechts die Tunnelausfahrt, da kommen wir her

Ohne Worte